Am Montag hat die Regierung die Tür einen Spalt Richtung Frühling aufgemacht und die Lockerung einiger weniger Corona-Beschränkungen in Aussicht gestellt. Am Tag danach hält sich die Begeisterung in Grenzen. Den einen gehen die Mini-Schritte schon zu weit, die Wirtschaft wiederum pocht auf wesentlich mutigere Maßnahmen. Nur die Sport-Offensive für die Jugend stößt weitgehend auf Anklang.
Der Epidemiologe Gerald Gartlehner unterstützt den Plan, negativ getesteten Kindern wieder Schulsport im Freien zu ermöglichen. Unter den gegebenen Voraussetzungen mit den engmaschigen Schultests im ohnedies schon bestehenden Klassenverband sei das Ansteckungsrisiko hier gering.
Ostern: „Keine seriösen Aussagen möglich“
Ansonsten lässt der Forscher kaum ein gutes Haar an den Vorhaben: Die im raum stehenden Lockerungen - Stichwort offene Schanigärten ab Ostern - seien „eher symbolische Ankündigungen“. Bei den Fallzahlen könne sich in kürzester Zeit „extrem viel verändern“, weswegen keine seriösen Aussagen in Richtung Ostern möglich seien. Bei einer Reproduktionszahl von derzeit über 1,1 würden sich „die Infektionszahlen in den nächsten drei Wochen verdoppeln“, so Gartlehner zur APA. „Ob dann mit noch höheren Zahlen als jetzt geöffnet wird, wage ich zu bezweifeln.“
„Alibi-Lösungen und Scheinmaßnahmen“
Aus der Politik war am Dienstag Ähnliches zu vernehmen: Von „Alibi-Lösungen und Scheinmaßnahmen“ sprach Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Eine „verlässliche Perspektive“ für Gastronomie, Tourismus, Sport und Kultur fehle weiterhin, „stattdessen wird vage auf die Zeit nach Ostern vertröstet“. Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner ist ebenfalls unzufrieden, wenngleich aus gegensätzlichem Grund: Ihr gehen, wie dem Gros der Experten, die Öffnungsschritte zu weit. „Es ist jetzt keine Zeit für Experimente“, sagte sie bereits am Montag.
„Ende der Wiener Gastlichkeit“
Und auch in der Wirtschaft, der man mit den Öffnungsplänen eigentlich entgegenkommen wollte, ist die Sympathie für die „Lockerung light“ überschaubar. Schon unmittelbar nach der Präsentation am Montag sprach Wirte-Sprecher Mario Pulker von einem „Schlag in die Magengrube“. Tags darauf stellte der Obmann der Wiener Gastronomie, Peter Dobcak, das „Ende der Wiener Gastlichkeit“ in den Raum. Von der Lockerung würden nur wenige profitieren, viele Fragen zu den Schanigärten seien noch offen.
Köstinger: Gemeinden sollen Gastgarten-Gebühren streichen
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) forderte am Dienstag Städte und Gemeinden auf, die Gebühren für Gastgärten zu streichen. „Mehrere Städte haben das schon getan, es wäre wichtig, dass alle Kommunen dieses Signal setzen und damit ihren Gastronomen das Aufsperren ihrer Gastgärten erleichtern“, so Köstinger.
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