Ein zu Hause durchgeführter Corona-Selbsttest dient derzeit nur der eigenen Gewissheit über den aktuellen Infektionsstatus - für einen Friseurbesuch kann ein damit erzeugtes negatives Testergebnis nämlich nicht genutzt werden. Das sorgt hierzulande oft für Unverständnis. Vorarlberg prüft nun als Testregion, ob die „Wohnzimmertests“ nicht doch als Eintrittstests genutzt werden könnten, das Gesundheitsministerium bleibt aber noch vage. Neben der Zuverlässigkeit stellt sich dabei auch die Frage der Eigenverantwortung.
Seit Montag werden in den österreichischen Apotheken kostenlose Corona-Antigen-Tests ausgegeben. Pro Person und Monat gibt es dabei fünf sogenannte Wohnzimmertests - aber nur für jene, die sich nicht von der Elektronischen Gesundheitsakte ELGA abgemeldet haben. Mit den Selbsttests soll man schon in den eigenen vier Wänden Gewissheit über eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus erlangen.
Vorarlberg fungiert als „Testregion“
Darüber hinaus bieten die „Nasenbohrtests“ jedoch keine wirklichen Vorteile - zumindest noch nicht. So hat etwa Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) am Montag erklärt, dass man im Zuge der anstehenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Vorarlberg auch vermehrt auf diese Art der Selbstkontrolle zurückgreifen wolle.
Es brauche „eine gute digitale Lösung für die Tests zu Hause“, erklärte Wallner, der Details aber mit Verweis auf laufende Gespräche schuldig blieb. Auch das Gesundheitsministerium bleibt vorerst noch vage, ob man einen selbst durchgeführten Corona-Test als Nachweis akzeptieren könne. Derzeit prüfe man in einem Projekt die notwendigen Voraussetzungen dazu, hieß es.
Abstrich vor laufender Kamera?
Erste Erfahrungen mit selbst durchgeführten Corona-Tests gibt es bereits. So hat etwa die Polizei zum Nachweis der durchgeführten Tests eine Art Videokontrolle zur Identifikation genutzt. Die Polizistinnen und Polizisten haben sich dabei während des Gurgeltestens selbst gefilmt, was durchaus funktioniert habe, erklärte das Innenministerium.
Weniger erfolgreich war ein ähnlicher Versuch mit der Bevölkerung in Schwaz in Tirol - hier war die Teilnahmebereitschaft eher gering, was aber wohl auch mit den technischen Hürden für ältere Personen zu begründen ist. Eine Alternative dazu könnte wohl eine Testung vor Ort - also etwa direkt beim Friseur - darstellen.
Tests können auch hintergangen werden
Ob die Selbstüberprüfung in den eigenen vier Wänden aber auch sinnvoll ist, kann nur schwer abgeschätzt werden. Ohne jemandem etwas unterstellen zu wollen, gebe es dabei natürlich auch Gelegenheit, das System zu hintergehen, meinte etwa der Infektiologe Herwig Kollaritsch am Dienstag gegenüber Ö1. Wenn die Tests „sehr frisch gemacht“ werden würden, könnten sie jedoch sinnvoll sein, so Kollaritsch weiter.
Für die Epidemiologin Eva Schernhammer sind in der Frage der Sinnhaftigkeit noch Teilaspekte zu klären. Die Tests seien „vorläufig sehr gut“, es könne dabei - etwa durch Anwendungsfehler - aber auch zu falschen Ergebnissen kommen.
Unterschiedliche Aussagekraft
Entscheidend dabei ist schließlich auch der Zeitpunkt der Durchführung. Wie Untersuchungen aus Deutschland zeigen, weisen die Selbsttests bei starken Symptomen eine Zuverlässigkeit von etwa 93 Prozent auf. Bei leichten Symptomen fällt der Wert auf etwa zwei Drittel, ohne Symptome verlieren die Tests bereits die Hälfte ihrer Aussagekraft.
Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen
Grundvoraussetzung, dass der Einsatz der Wohnzimmertests auch wirklich funktioniert, ist aber einmal mehr die Eigenverantwortung der Bevölkerung. Hierfür steht wohl auch das Thema Ehrlichkeit an erster Stelle. Knackpunkt dabei ist also, ob die Menschen bei einem positiven Ergebnis auch tatsächlich zu Hause bleiben.
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