Im Sommer hatten sich 1,9 Milliarden Euro in Luft aufgelöst. Der damals an der deutschen Börse notierte Zahlungsabwickler Wirecard gestand dies plötzlich ein. Angeblich wäre das Geld in Asien gebunkert gewesen.
Die Aktie stürzte ab, der Konzern schlitterte in die Pleite. Der Österreicher Markus Braun, der Wirecard als Vorstandschef groß gemacht hatte, sitzt seit Sommer in U-Haft, seinem - ebenfalls aus Österreich stammenden - Vorstandskollegen Jan Marsalek gelang via Privatjet eine spektakuläre Flucht. Nach ihm wird gefahndet. Die ehemaligen Wirecard-Chefs bestreiten alle Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.
Der umtriebige Braun hatte kurze Zeit vor dem harten Aufprall der Wirecard AG in Wirtschaftskreisen rege Kontakte. Er war auch Mitglied eines Beraterkollegiums des Bundeskanzlers. Mit dem Kaufhaus-Jongleur René Benko, zu dessen Umfeld die Signa-Gruppe gehört, tauschte er sich gerne aus.
Am 20. Februar 2020 schreibt Markus Braun an René Benko und dessen für Galeria Karstadt Kaufhof zuständigen Manager Dieter Berninghaus eine Nachricht, in der er sich „für das sehr interessante Gespräch“ bedankt: „Ich bin überzeugt, dass zwischen unseren Häusern eine sehr spannende strategische Partnerschaft entstehen kann.“
Ich würde mich mit dir zu mehreren Themen gerne austauschen und komm auf dich mit ein paar Terminideen zu - dann können wir auch deine Medienpläne aufgreifen.
René Benko an Markus Braun
Verfolgten Benko und Braun auch Medienpläne? Zwei Tage später antwortet René Benko an den lieben Markus: „Danke auch dir für das sehr interessante Gespräch - ich würde mich mit dir zu mehreren Themen gerne austauschen und komm auf dich mit ein paar Terminideen zu - dann können wir auch deine Medienpläne aufgreifen.“
Einladung ins Chalet
Benko sprach eine Einladung in das Chalet-N nach Oberlech aus und wünschte ein schönes Wochenende. Ob Braun dieser Einladung gefolgt ist, ist nicht bekannt. Der Kontakt zwischen Braun und Benko ist jedenfalls nicht so schnell abgerissen.
Lieber René, ich weiß, die Zeiten sind extrem hart.
Markus Braun an René Benko
Am 7. April 2020, als die zur Signa-Gruppe gehörende Handelssparte namens Galeria Karstadt Kaufhof Lockdown-bedingt erstmals in Schieflage geraten war, dachte der Wirecard-Chef offenbar noch, er könne dem Signa-Gründer unter die Arme greifen: „Lieber René“, schrieb Braun, „ich weiß, die Zeiten sind extrem hart insbesondere für den Handel, wenn ich dich in irgendeiner Form unterstützen kann, lass es mich wissen.“
Benkos Antwort: „Danke, lieber Markus - lass uns mal am WE telefonieren. Wir kriegen alles wieder auf Schiene.“ Danach setzte Benko ein Smiley. Wenige Wochen später brach ausgerechnet das Wirecard-Kartenhaus zusammen. Galeria Karstadt Kaufhof musste übrigens im Jänner erneut den deutschen Staat um Hilfe bitten.
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