Ab sofort können in den meisten Lebensmittelgeschäften und Drogerien keine FFP2-Masken von Hygiene Austria mehr gekauft werden. Als Erstes nahm die Supermarktkette Spar die Masken nach den jüngsten Entwicklungen bei dem Unternehmen aus dem Sortiment. Man wolle „unseren Kunden nur Ware anbieten, wo auch das drin ist, was draufsteht“, hieß es. Kurz darauf zogen Rewe - zu dem Konzern gehört auch Bipa -, Hofer und dm nach.
„Man kann derzeit nicht garantieren, dass die Masken aus Österreich sind, und daher dieser Schritt“, hieß es von Spar am Donnerstag auf APA-Anfrage. Man habe aber genügend andere FFP2-Masken für Mitarbeiter und Kunden aus europäischer und asiatischer Produktion vorrätig, so Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.
Hofer nimmt die Masken ebenfalls aus dem Sortiment und sagt: „Was alle weiteren Schritte betrifft, warten wir die finalen Ergebnisse der gegenständlichen Untersuchung ab und werden die weiteren Entwicklungen sehr genau beobachten.“ Sollte die Produktion in Österreich nicht nachweisbar sein, werden die Masken wohl zumindest teilweise zurückgegeben. „Wenn dieser Nachweis nicht erbracht werden kann, dann werden wir den Bestand an den Hersteller retournieren, da dies für uns ein zentrales Kriterium bei der Auswahl des Lieferanten und des Produkts war“, sagte ein dm-Sprecher.
Konsumentenschützer: „Irreführende Werbung“
Dem Unternehmen, das unter reger Beteiligung verschiedener Politiker damit geworben hatte, Masken in Österreich herzustellen, könnten auch rechtliche Probleme drohen, sagte der Konsumentenschützer Peter Kolba: „Grundsätzlich ist eine falsche Herkunftsbezeichnung irreführende Werbung.“ Verbraucher selbst können aber wohl nicht direkt gegen das Unternehmen vorgehen.
Hofer fordert Rückruf der Masken
FPÖ-Chef Norbert Hofer forderte bei einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag einen Rückruf der Masken. Diese sollten sowohl aus dem Handel als auch aus allen anderen Bereichen, wo sie ausgeliefert wurden, eingezogen werden, sagte Hofer. Die Menschen „atmen durch diese Maske ein“ und man müsse sicherstellen, dass keine Gesundheitsgefährdung bestehe. Die Behörden müssten Stichproben nehmen und die Masken untersuchen, ob sie den Wirkungskriterien entsprechen, verlangte der FPÖ-Chef.
Unternehmen gestand Produktion in China
Um Österreichs größten Maskenhersteller Hygiene Austria gibt es einen wahren Krimi, es geht um Lohndumping und schweren Betrug: Bei einer Großrazzia sollen 45 Schwarzarbeiter aufgedeckt worden sein, die China-Masken auf „Made in Austria“ im Keller der Firma umetikettiert haben. Das Unternehmen weist die „haltlosen Vorwürfe“ schärfstens zurück, gesteht allerdings die Produktion in China ein. Die Tochterfirma der heimischen Dessous-Traditionsmarke Palmers und des börsennotierten Faserkonzerns Lenzing will eng mit den Behörden kooperieren.
Lenzing zieht Zügel straffer und beauftragt Forensik
Mehrheitseigentümer Lenzing zieht jetzt die Zügel straffer an. Wie schon länger geplant, übernimmt der Faserhersteller bei der Hygiene Austria LP GmbH die Managementkontrolle und setzt mit Stephan Sielaff einen zusätzlichen Geschäftsführer ein. Außerdem werde ein externes forensisches Untersuchungsteam bestellt, erklärte Lenzing am Donnerstag. Das Forensik-Team solle zum Masken-Produktionsthema „Klarheit schaffen“, hieß es dazu. Eine Zahl, wie viele FFP2-Masken möglicherweise aus China bezogen worden sind, wird noch nicht genannt.
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