„Demütigende Praxis“
China testet Einreisende mittels Analabstrich
Bereits Ende Jänner hatte China mit der Praxis Corona-Tests mittels Analabstrich durchzuführen für viel Aufsehen gesorgt. Die aus medizinischer Sicht durchaus sinnvolle Methode wird nun allerdings auch an vielen chinesischen Flughäfen verpflichtend bei ausländischen Einreisenden durchgeführt und das sorgt zunehmend für diplomatische Verstimmungen. So beschwerte sich etwa die japanische Botschaft in Peking und forderte China dazu auf, Anal-Abstriche bei Bürgern ihres Landes zu unterlassen. Einige Diplomaten bezeichneten die Testmethode als „demütigend“ oder auch als „traumatisierend“.
Laut chinesischen Staatsmedien verlangen einige Städte wie die Hauptstadt Peking, Shanghai oder auch die Hafenstadt Qingdao den Analabstrich bei fast allen internationalen Ankünften zusätzlich zum bewährten Nasen- oder Rachenabstrich. Dabei wird ein steriles Wattestäbchen drei bis fünf Zentimeter in den Anus eingeführt, weil eine Infektion dort länger nachweisbar sei als in den Atemwegen.
Praxis beruht auf „wissenschaftlichen Erkenntnissen“
Ein positives Ergebnis beim Analabstrich bedeutet laut dem Virologen Jin Dongyan von der Universität Hongkong jedoch nicht zwangsläufig, dass die getestete Person das Virus weitergeben kann, „weil inaktive Spuren des Coronavirus nicht dazu in der Lage sind, zu replizieren oder andere zu infizieren.“ In einer Erklärung gegenüber Reuters teilten die chinesischen Gesundheitsbehörden mit, dass die von China ergriffenen Maßnahmen zur Vorbeugung und Kontrolle auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen würden.
Tests verursachen „große psychische Schmerzen“
Zu Wochenbeginn beschwerte sich schließlich Tokio über die Tests und sagte, sie hätten „große psychische Schmerzen“ verursacht. Bereits Mitte Februar hatte es Berichte in US-Medien gegeben, wonach Diplomaten bei der Einreise mittels Analabstrich getestet worden seien, was das chinesische Außenministerium jedoch umgehend dementierte. Ein Sprecher des US-Außenministeriums hatte bereits in der Vorwoche zu CNN gesagt, dass man dieser Art von Test nie zugestimmt habe und das man das eigene Personal dazu anwies, einen Analabstrich abzulehnen, falls dieser verlangt werde.
China bot zwischenzeitlich an - wohl als Reaktion auf die zahlreichen Beschwerden - auch Stuhlproben statt der Analabstriche anzunehmen, was etwa Südkorea auch gleich in Anspruch nahm.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für einen Corona-Test grundsätzlich den Abstrich durch die Nase oder den Rachen, weil das die besten Ergebnisse liefere, so WHO-Pressesprecher Christian Lindmeier. Kotproben könnten jedoch ein alternatives Testmaterial bei Covid-Patienten mit Magen-Darm-Beschwerden bieten.
Quelle: Reuters/The Times
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