Rund 15.000 Teilnehmer

Festnahmen und Anzeigen bei Corona-Demos in Wien

Wien
06.03.2021 18:35

Rund 15.000 Menschen hatten sich am Samstag zu etlichen Corona-Demos in Wien unter anderem beim Burgring zusammengefunden. Aktivisten am Heldenplatz erhielten ein „Vorspiel“ der Rede von FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl, welche er dann am Nachmittag auf der Jesuitenwiese im Prater hielt. Die Polizeikräfte waren in großer Zahl präsent, lösten auch bereits gegen Mittag eine Versammlung wieder auf. Es gab etliche Anzeigen, einige Personen wurden festgenommen - unter ihnen auch der Corona-Skeptiker Martin Rutter. Bei der Gegendemo von politisch linker Seite wurden rund 200 Teilnehmer im Votivpark gesichtet, einige andere fuhren mit dem Fahrrad in den Prater, wo es auch zu Zusammenstößen mit den Anti-Corona-Demonstranten aus dem rechten Lager kam.

Bereits vor der ab 15 Uhr angekündigten Kundgebung im Prater hatten die Anti-Corona-Demonstranten eine spontane Rede von Kickl auf einer kleinen Bühne zu hören bekommen. In der von ihm als „Vorspiel“ bezeichneten Darbietung (Bild unten) sprach er von „Corona-Stahlhelmen in den Regierungsbüros“ und „Schmuddel-Typen“ in den Ministerien. Kickl wetterte gegen „eine Regierung, die am Rande der Verrücktheit tanzt“. Die Untersagungen einiger Demonstrationen im Vorfeld seien „alle klar rechtswidrig“, es gehe nur darum, Kritiker mundtot zu machen.

Herbert Kickl (FPÖ) (Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)
Herbert Kickl (FPÖ)
(Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)

Demonstranten mit Bussen angereist
Die Anti-Corona-Aktivisten hatten zunächst einen ersten Treff im Resselpark bei der Karlskirche, wo Shirts verteilt wurden. Die Aktivitäten verlagerten sich dann bereits auf den Ring, dort gab es Zulauf von weiteren Demonstranten, die mit Reisebussen zum Ort des Geschehens gebracht wurden, unter anderem mit dem Kennzeichen von Amstetten in Niederösterreich. Einige Hundert Personen waren zu sehen. Auch die Polizei war bereits im Einsatz und kontrollierte Masken und Abstand - woraus sich erste Diskussionen mit den Demonstranten ergaben.

Corona-Skeptiker Rutter festgenommen
Aus Lautsprechern ertönte beim Maria-Theresien-Platz die österreichische Bundeshymne, Transparente mit den Slogans „Kurz muss weg“ und einige Österreich-Fahnen wurden bei blauem Himmel geschwungen. Wie die „Krone“ aus gut informierten Kreisen erfuhr, wurde dort auch Rädelsführer und Corona-Skeptiker Martin Rutter bereits gegen 13 Uhr festgenommen. Kurz darauf begann die Exekutive damit, die dortige Versammlung aufzulösen.

Vonseiten der Landespolizeidirektion wurde an die Bürger appelliert, Demonstrationen, die nicht angemeldet wurden, fernzubleiben. Die Exekutive kontrollierte das Geschehen nicht nur an Ort und Stelle, sondern ebenso diverse Social-Media-Kanäle. Reinhard Schnakl, stellvertretender Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, hatte am Freitag davor gewarnt, dass sich bei diversen Corona-Demos Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker tummeln.

Einige Festnahmen, zahlreiche Anzeigen
Gegen Nachmittag kamen zwei große Demozüge im Prater an, die Exekutive musste davor bereits mehrfach einschreiten. Dennoch tummelten sich, wie Augenzeugen berichteten, zahlreiche Rechtsextreme auf der Jesuitenwiese, es waren zahlreiche Symbole von Holocaust-Leugnern, Neonazis und Verschwörungstheoretikern auf Schildern und Bekleidung zu sehen. Auch soll der verurteilte Neonazi Gottfried Küssel unter den Teilnehmern gewesen sein. Es wurden etliche Anzeigen nach dem Covid-Maßnahmengesetz ausgestellt. Einige Demo-Teilnehmer seien festgenommen worden, hieß es. Maskenträger waren im Prater jedenfalls in der Minderheit.

Video: Demo-Teilnehmer ziehen über die Praterwiesen

Kickl trug Gedicht vor
Im Prater sprach Kickl dann von einer Regierung im „Machtrausch“, ortete eine Spaltung der Gesellschaft und „Propaganda“, die EU-Gesundheitspolitik sei ein „gleichgeschaltetes Machtspiel“, denn „die da oben wollen uns beherrschen“, ließ Kickl wissen und sprach auch den Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Israel wegen der Impfstoffe am Donnerstag an: Dort herrsche eine „Gesundheitsapartheid“, das Land sei gegenwärtig eines der „Unfreiheit“. Einige antisemitische Kommentare waren daraufhin aus dem Publikum zu vernehmen. In den 40 Minuten skandierte Kickl auch mehrfach „Kurz muss weg“ und endete mit einem selbst verfassten Gedicht über die „Corona-Tyrannei“.

Demonstranten zogen wieder in die Innenstadt ab
Nachdem sich im Prater dann die Reihen lichteten, berichtete die Polizei, dass die Schüttelstraße stadteinwärts immer wieder gesperrt werden musste, gegen 18 Uhr wurden dann alle Donaukanal-Brücken am Weg gesperrt, zahlreiche Demonstranten wichen daher auch zur Aspernbrückengasse aus.

Straßenbahnen mussten eingestellt werden
Die Wiener Linien reagierten auf die Lage: Unter anderem wurden die Straßenbahnlinien D und 71 zwischen Schwarzenbergplatz und Börse eingestellt, die Linie 1 umgeleitet, ebenso die Linie 2, die nicht mehr zwischen Ring, Volkstheater und Schwedenplatz fuhr.

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