Im 2. Weltkrieg

Geheim-Fabrik unter Grazer Reininghaus-Brauerei

Steiermark
07.03.2021 09:00

Es ist ein dunkles Kapitel der Grazer Stadtgeschichte: In einer Geheim-Fabrik unter der Brauerei Reininghaus mussten im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter für die Nazi-Rüstung schuften. Archäologen bringen jetzt nach und nach Licht ins Dunkel.

Auf den Reininghausgründen in Graz wird ein neues Stadtviertel errichtet. Im Zuge der Bauarbeiten kamen Dinge ans Tageslicht, über die längst Gras gewachsen war. Die Bagger stießen auf große Mengen von Metallspänen. Erst nach monatelangen Recherchen fand man die Erklärung dafür.

Im Keller der Brauerei befand sich im Zweiten Weltkrieg eine unterirdische Rüstungsfabrik, in der, versteckt vor den Alliierten, Flugzeugmotoren und Panzergetriebe hergestellt wurden. „Außerdem gab es dort Flak-Stellungen, ein Versorgungslager der Wehrmacht und ein Zwangsarbeiterlager“, weiß der Archäologe Pascale Brandstätter, der die Ausgrabungen leitet.

„Panzerschokolade“ in einem Bombentrichter
Das Fabriksgelände war immer wieder Ziel von Bombenangriffen. Die Bombentrichter wurden zu Kriegsende und in der Nachkriegszeit zugeschüttet. Menschliche Überreste wurden keine gefunden, aber Waffen und Munition: „Der Entminungsdienst musste schon 30-mal anrücken“, sagt Brandstätter.

Auch Medikamente sind ausgegraben worden: Salbentuben, Ampullen, Braunglasflaschen, darin Hustensaft, fiebersenkende Medikamente, Mittel gegen Geschlechtskrankheiten, Morphin-Präparate. Und: „Panzerschokolade“, wie das Aufputschmittel Pervitin genannt wurde. Auch Adolf Hitler soll es genommen haben.

Hunderte Kisten mit Fundstücken werden in einer Lagerhalle aufbewahrt (Archäologe Pascale Brandstätter, Stadtrat Günter Riegler und der Chef der städtischen Immobilienabteilung, Matthias Eder, v. l.). (Bild: Stadt Graz)
Hunderte Kisten mit Fundstücken werden in einer Lagerhalle aufbewahrt (Archäologe Pascale Brandstätter, Stadtrat Günter Riegler und der Chef der städtischen Immobilienabteilung, Matthias Eder, v. l.).

„Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Geschichte ist mir ein Anliegen“, sagt Stadtrat Günter Riegler (ÖVP). Er hat dafür gesorgt, dass alles katalogisiert und aufbewahrt wird. Es wurde eigens eine Lagerhalle angemietet - wo, wird geheim gehalten, um keine Devotionalien-Jäger anzulocken.

Lazarett in der Tennenmälzerei
Die Medikamente - sie stammen von einem Lazarett, das damals in der Tennenmälzerei untergebracht war - wurden vom LKH Graz übernommen. Wie sich herausstellte, waren sie teilweise sogar noch verwendbar. Einige Fundstücke sollen in der Anstaltsapotheke ausgestellt werden, der Rest wird fachgerecht entsorgt.

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