Die Ehrwalderin Regina Poberschnigg hat bei der Tiroler Bergrettung den Status eines Unikums inne: Sie ist in sämtlichen 91 Bergrettungs-Ortsstellen die einzige Frau an der Spitze.
Es herrschte Not am Mann in der Ortsstelle Ehrwald im Jänner 2017. Der langjährige Bergrettungschef wollte altersbedingt nicht mehr weitermachen, ein geeigneter männlicher Kandidat für die Nachfolge schien zunächst nicht in Sicht. Also traten die Herren der Schöpfung an die gebürtige Lermooserin heran, die Einsatzorganisation in Ehrwald zu übernehmen.
Freilich brauchte es viel Überzeugungsarbeit, denn der erste Kommentar von Regina Poberschnigg fiel eindeutig aus: „Das mache ich ganz sicher nicht!“
Keine Schnapsidee
„Das ein oder andere Schnäpsle“, lacht Regina, habe sie dann aber doch überzeugen können, das Kommando zu übernehmen. Die Entscheidung war letztendlich goldrichtig und alles andere als eine Schnapsidee.
Allerdings knüpfte sie ihr Ja-Wort an die Bedingung, keine Grabreden halten zu müssen. Sie sei einfach zu nah am Wasser gebaut. Die Herren nahmen an.
Vorkämpferin für Aufnahme von Frauen
Regina trat bereits Ende der 1990er-Jahre als Vorkämpferin für die Aufnahme von Frauen in die Bergrettung Tirol in Erscheinung. Auch ihr ist es zu verdanken, dass sich die Herren der Landesleitung überzeugen ließen, Frauen den Weg in die Einsatzorganisation nicht länger zu versperren.
Flaschen und gute Leute gibt es bei den Männern und den Frauen.
Regina Poberschnigg
„Die sollen nicht so blöd tun, Flaschen und gute Leute gibt es bei den Männern und den Frauen“, posaunte Regina damals. Ihr „großes Mundwerk“ habe ihr seinerzeit geholfen, meint sie. Und es scheint noch immer von Vorteil in der nach wie vor von Männern dominierten Ehrwalder Bergrettungsriege zu sein. Denn nur vier von 65 Mitgliedern sind Frauen.
„Großer Rückhalt“
„Ich verspüre intern aber großen Rückhalt, besonders bei den zwölf Einsatzleitern und fünf Bergführern in der Ortsstelle. Ich muss in heiklen Situationen entscheiden, sie stehen hinter mir“, freut sich die Bergwanderführerin, die eine Alpinschule und einen Skiverleih betreibt und 2020 wiedergewählt wurde.
Ihre Tätigkeit als Jugendführerin beim Alpenverein sowie die Erfahrungen als Flugretterin beim Notarzthubschrauber RK-2 in Reutte hätten ihr sehr genützt, sich in der Männerriege durchzusetzen. Für ihre Tätigkeit hilft Regina (Jahrgang 1963, Anm.) außerdem der Umstand, dass sie kinderloser Single ist. „Daher bin ich immer abkömmlich“, sagt sie.
Den einen oder anderen „Neandertaler“ gebe es freilich schon noch da und dort. Aber selbst die werden kleinlaut, wenn es um die Überbringung einer Todesnachricht geht. Denn dann heißt es immer: „Mach du es bitte, Regina!“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.