„Krone“-Kommentar

Sexuelle Avancen im Büro: Wo bleibt der Aufschrei?

Kolumnen
08.03.2021 10:33

Unangebrachte Bemerkungen, körperliche Annäherungen und sexuelle Avancen am Arbeitsplatz sind kein Kavaliersdelikt. Eigentlich möchte man meinen, dass die #metoo-Debatte zu einer Art Revolution geführt hat. Doch in Wahrheit sind wir weit davon entfernt. krone.tv-Moderatorin Raphaela Scharf schreibt zum Weltfrauentag über einen Missstand, der längst der Vergangenheit angehören müsste.  

Das Muster ist oft ähnlich: Die Frau ist dem Mann in der Hierarchie untergeordnet und somit von ihm abhängig. Der Chef hebt die Schönheit und Klugheit der Frau hervor, bevorzugt und isoliert sie dadurch von anderen. Dann werden Schritt für Schritt die ersten Grenzen überschritten. Für einen Karriereaufstieg wird eine Gegenleistung erwartet. Männliche Alphatiere üben so in der Berufswelt häufig an weiblichen Untergebenen ihre Machtposition aus.

Plötzlich Opfer-Täter-Umkehr
Stößt der Chef aber auf eindeutige Gegenwehr, wird Druck aufgebaut mit dem Argument, die Frau würde ihm etwas schulden. Am Ende kommt es zu körperlichen Übergriffen. Sucht die Frau Hilfe von anderen Menschen, wird ihr häufig nicht geglaubt oder die Geschichte bagatellisiert. Plötzlich steht eine Opfer-Täter-Umkehr im Raum, die Frau sei also selbst schuld an den Vergehen.

Wenn die Frau mutig ist und um ihr Recht kämpfen möchte, wird sie vom Chef mit aggressiven Klagedrohungen bombardiert und eingeschüchtert. Aus Angst vor weiteren Konsequenzen lässt die Frau die Anklagepunkte fallen und der männliche Chef sucht sich ein neues Opfer. Die #metoo-Debatte im Zuge des Harvey-Weinstein-Skandals zeigt hier klare Parallelen. Das Perfide daran ist, dass die Geschehnisse in Hollywood jahrzehntelang ein offenes Geheimnis waren. Ein Macht-Mechanismus, der lange Zeit funktioniert hat.

37 Frauen sollen nach dem Urteil gegen den ehemaligen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein finanziell entschädigt werden. (Bild: APA/AFP/Angela Weiss)
37 Frauen sollen nach dem Urteil gegen den ehemaligen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein finanziell entschädigt werden.

Mund nicht verbieten lassen
Auch wenn die #metoo-Bewegung ein Umdenken in Gang gesetzt hat, ist es für viele Frauen noch immer nicht selbstverständlich, sich von sexueller Belästigung und Diskriminierung loszulösen. Es sollte endlich Schluss damit sein! Es braucht jemanden, der auf solche Missstände aufmerksam macht und sich für die Rechte aller Frauen einsetzt!

Wir Frauen dürfen uns nicht länger machtbesessenen, überheblichen und sexistischen Männern unterwerfen. Wir dürfen uns den Mund nicht verbieten lassen und müssen für ein Ende des Patriarchats kämpfen. Denn eines sei gesagt: Wir Frauen müssen keine Grenzüberschreitungen aus Angst vor Konsequenzen hinnehmen.

Porträt von Raphaela Scharf
Raphaela Scharf
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