Nach dem Skandal um umetikettierte FFP2-Masken aus China zieht sich die Lenzing AG aus der Hygiene Austria zurück. Eine Aufklärung der Vorgänge sei nicht möglich, heißt es von Lenzing zum Grund des offenen Bruchs. Der oberösterreichische Faserhersteller hatte gemeinsam mit Palmers im Vorjahr das „Hygiene-Kompetenzzentrum“ gegründet.
In einer Aussendung von Lenzing am Montag hieß es, man habe „keinen vollständigen Zugang zu wichtigen Unterlagen sowie verlässlicher Dokumentation erhalten“. Deshalb sehe sich das Unternehmen „außer Stand, die operative Geschäftsführung im Interesse der Kunden der Hygiene Austria auszuüben und die beabsichtigte forensische Arbeit zur Aufarbeitung der Vorgänge umfassend und in der erforderlichen Qualität umzusetzen“. Besagte Unterlagen befänden sich „zum größten Teil in den Räumen von Palmers, zu denen Lenzing weder Zutritt noch Zugriff hat“.
Die Aufarbeitung der Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Masken-Schwindel sieht Lenzing bei den zuständigen Behörden. „Diese wird Lenzing nach besten Kräften unterstützen“, heißt es. Eine „umfassende und schonungslose Aufklärung“ sei „unabdingbar“. Ein ehebaldigst von Lenzing zu bestimmender Wirtschaftstreuhänder werde mit der Verwaltung der Lenzing-Anteile an Hygiene Austria betraut.
Palmers: „Darstellung entbehrt jeglicher Grundlage“
Bei Palmers zeigte man sich von der Aussendung des Mehrheitseigentümers „überrascht“: „Zu keiner Zeit“ habe Palmers die Aufklärung der Untersuchung behindert oder Unterlagen zurückgehalten, hieß es. Vielmehr seien sämtliche Unterlagen in voller Transparenz bei der Hausdurchsuchung Anfang März den ermittelnden Behörden übergeben. Zudem seien „immer alle Unterlagen auch beiden Geschäftsführern“ vorgelegen, da nur beide Geschäftsführer „wirksam für Hygiene Austria LP GmbH zeichnen konnten“, so Palmers.
Lenzing zieht seine Manager ab
Die Nominierung von Stephan Sielaff als Geschäftsführer der Hygiene Austria sei zurückgezogen, Stephan Trubrich als Geschäftsführer abberufen worden, erklärte man seitens der Lenzing AG. Damit bleibt in der Geschäftsführung der Hygiene Austria nur noch Tino Wieser, der auch dem Vorstand des Hygiene-Austria-Minderheitseigentümers Palmers Textil AG angehört. An dem im Frühjahr 2020 gegründeten Joint Venture hält die Lenzing AG 50,1 Prozent, die Palmers Textil AG 49,9 Prozent. Das Unternehmen ist in Wiener Neudorf im niederösterreichischen Bezirk Mödling ansässig.
Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft im Masken-Krimi rund um Produkte der Hygiene Austria laufen auf Hochtouren. Es geht um den Verdacht der organisierten Schwarzarbeit sowie des schweren gewerbsmäßigen Betrugs. So wurde „österreichische Qualitätsware“ zum Teil in Asien produziert, Schwarzarbeiter sollen erwischt worden sein, in China produzierten Masken im Keller der Vorzeige-Firma umetikettiert zu haben. Brisant zudem: Die FFP2-Masken fielen beim Atemschutz-Test durch.
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