„Keine Einkesselungen“

Wiens Polizeichef Pürstl verteidigt Demo-Einsatz

Wien
08.03.2021 15:25

Nach dem umstrittenen Vorgehen der Polizei bei den Corona-Demos am Samstag verteidigt Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl den Einsatz: Rund 1500 Beamte standen im Dienst, rund 20.000 Demo-Teilnehmer hatten sich in unterschiedlich großen Trossen formiert. Zu dramatischen Szenen kam es, als Aktivisten in ein Versicherungsgebäude eindrangen. Pürstl stellte am Montag klar, dass keinesfalls Brückensperren und Einkesselungen zum Zwecke der Anzeigenstellung vorgenommen worden seien. Vielmehr hätte das Verhalten der sich illegal formierten Züge ein Einschreiten der Polizei unumgänglich gemacht. Insgesamt sei der „Einsatz gelungen“.

Wie zunächst die Einsatzleiterin und Chefeinsatzplanerin Xenia Zauner, die für die Koordination der Polizeikräfte rund um die Corona-Demos zuständig war, schildert, sei der Einsatz schon in der Planung „sehr herausfordernd“ gewesen. Ab 12.30 Uhr hätten sich Menschen versammelt, die sich dann teilweise in größeren Gruppen in Bewegung gesetzt hätten. Diese nicht angemeldeten Demo-Züge wurden aufgelöst. Schließlich formierte sich ein sehr langgezogener Tross, der sich bis in den Bereich der Praterwiese bewegte. Dort kam das Protestgeschehen schließlich zu einem vorläufigen Ende, die Versammlung wurde von der Polizei aufgelöst.

Video: Das Demo-Geschehen auf der Praterwiese

Passanten konnten Sperren passieren
Die große Mehrheit der Teilnehmer verließ daraufhin das Gebiet. Dennoch habe sich laut Zauner dann ein Pulk von rund 1000 Aktivisten formiert, der sich erneut in Richtung Innenstadt aufmachte - ein Verlauf, den die Polizei explizit unterbinden wollte. Darum wurden an strategischen Positionen Brücken gesperrt, jedoch hätten alle Menschen, die sich zerstreuen wollten, diese Sperren durchschreiten können, hielt Pürstl fest.

Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl und Einsatzleiterin Xenia Zauner (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl und Einsatzleiterin Xenia Zauner

Erster Anhalteversuch scheitert
Ein erster Anhalteversuch durch die Exekutive scheiterte. Der Abschnittskommandant habe die Situation als „sehr schwierig“ beschrieben, es habe „enormen Druck und Gewalt“ gegeben. Bei einer zweiten Gelegenheit konnte der illegale Tross schließlich gestoppt werden. Die Beteiligten hätten allerdings erheblichen Widerstand geleistet und aggressives Verhalten gezeigt. Im Zuge dessen hätten dann etliche Personen versucht, sich der polizeilichen Anhaltung zu entziehen.

„Unvorhergesehenes Eindringen“
Im Zuge dessen kam es zu dem „unvorhergesehenen Eindringen in das Versicherungsgebäude“ mit der Absicht, sich den polizeilichen Maßnahmen zu entziehen, stellte die Einsatzleiterin klar. Einer der Gebäude-Wachmänner wurde zu Boden gestoßen und dabei schwer verletzt. Ein weiterer Konzernmitarbeiter trug zumindest Blessuren davon. 22 Eindringlinge wurden wegen schweren Hausfriedensbruchs angezeigt - ein Verdächtiger war sogar bis in die oberen Stockwerke des Objekts vorgedrungen. Es wurden die Identitäten von 549 Personen festgestellt.

Video: Demo-Chaoten stürmen Versicherungssitz

„Habe noch nie eine Weisung erhalten“
Laut Pürstl könne man jedenfalls nicht von einer Eskalation der Lage sprechen, wenn die Polizei Festnahmen vornimmt, nachdem Einzelne „Widerstand geleistet“ und ein „aggressives Verhalten“ gezeigt hätten. Zudem trat Pürstl entschieden der Mutmaßung entgegen, auf „höhere Weisung“ hin gehandelt zu haben. „Ich habe noch nie eine Weisung erhalten, als Einsatzleiter einen Einsatzverlauf bei einer Demo in die eine oder andere Richtung zu gestalten.“

Die polizeiliche Bilanz: Es gab insgesamt 42 Festnahmen und rund 3000 Anzeigen. Vier Polizisten wurden verletzt.

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