Die schlimmste Kälte ist zum Glück vorbei. Aber es war ein harter Winter für obdachlose Menschen. Die Corona-Krise hat ihn nicht einfacher gemacht. krone.tv hat den Caritas-Kältebus einen Abend lang begleitet. Die vollständige Reportage sehen Sie im Video.
Susanne Peter ist für das Caritas-Kältetelefon in Wien (Tel.: 01 480 45 53) zuständig. Von 2. November bis 30. April ist die Hotline erreichbar, damit Passanten sich melden können, wenn sie jemanden in der Kälte schlafen sehen. Auch jetzt ist es noch wichtig anzurufen, auch jetzt laufen Menschen noch Gefahr zu erfrieren. Dafür braucht es keine Minusgrade. „Auch bei diesen Temperaturen kann es noch gefährlich werden“, sagt Peter, und es gehe nicht nur ums Erfrieren. „Es geht auch darum, dass wir unsere Unterstützung und Hilfe anbieten. Das können wir zu jeden Temperaturen.“
Die Anrufe werden gesammelt, dann geht es los mit dem Kältebus. Wo es am dringendsten scheint, fährt der Bus zuerst hin. Aber nachgegangen wird jeder Anfrage. Nicht alle Menschen wollen gleich Hilfe annehmen, nicht jeder möchte gleich ins Notquartier mitkommen. Daher ist das erste Ziel der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Vertrauen aufzubauen. Das ist durch Corona nicht einfacher geworden.
„Das Handgeben war auch, um zu schauen, wie kalt ist den Klienten“
Es fehle die Mimik zur Verständigung mit den Klienten, erklärt Peter, denn oft bestünden Sprachbarrieren. „Man versteht sich mit der Maske nicht so toll. Wir dürfen keine Hand geben - das Handgeben war immer ein Zeichen der Wertschätzung, aber auch um zu schauen, wie kalt ist es den Klienten. Wenn die Hände halbwegs warm sind, machen wir uns auch weniger Sorgen. Das fällt jetzt alles weg.“ Wenn Schlafplätze gemeldet werden, fährt der Kältebus hin und sieht nach, ob sich dort Menschen aufhalten. Die Sozialarbeiter lassen Verpflegung und Informationsmaterial da, falls sie niemanden vorfinden.
Manche Klienten kennt man bereits - sie bitten um Kaffee oder andere Gefälligkeiten. So etwa bei Hartmut aus Deutschland. Er ist gelernter Koch und Kfz-Mechaniker. Im Sommer arbeitet er, die Winter verbringt er seit Jahren auf der Straße. „Ich war das letzte Mal vor einigen Tagen hier“, erzählt Susanne Peter. „Da hat der Klient gebeten, ob wir ihm das nächste Mal einen Kaffee mitbringen können, weil er sonst eigentlich alles hat. Kaffee ist Luxus für ihn. Wir versuchen, auch die Wünsche unserer Klientinnen zu erfüllen - das sind einfach Kleinigkeiten, für uns Kleinigkeiten, aber für unsere Klienten Großigkeiten.“
Seit der Corona-Krise hat sich einiges geändert
Der Kältebus ist nicht das einzige mobile Angebot der Caritas - auch der Canisibus-Suppenbus versorgt armutsbetroffene Menschen in der kalten Jahreszeit. Seit der Corona-Krise hat sich einiges geändert. Die Notquartiere sind nun 24 Stunden lang geöffnet. Die Freiwilligen und Sozialarbeiter müssen vermehrt Aufklärungsarbeit leisten, die Versorgung muss kontaktlos funktionieren.
Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, berichtet von einem deutlichen Anstieg bei den Erstanfragen. Immer mehr Menschen, die glaubten, niemals armutsbetroffen zu werden, wenden sich erstmals an die Caritas. Auch sind es vermehrt psychisch kranke Frauen, erzählt Susanne Peter. Hier muss dann teilweise auch die Rettung oder der Amtsarzt ausrücken - zum Wohl der Klientinnen.
Wer einen Beitrag leisten möchte, kann das unter www.wirhelfen.shop tun. Der richtige Schlafsack für den Winter kann Menschen vor dem Kältetod retten.
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