Experte mit Kritik:

„Nur Salzburg schaut beim Glücksspiel zu“

Salzburg
10.03.2021 11:02
Zumindest 30 illegale Spielcasinos gibt es in Salzburg zurzeit, weiß ein Kenner der Materie. Von außen uneinsehbare getarnte Lokale sind es – meist kamera-überwacht und beschildert mit Sätzen wie „zu vermieten“. Im Inneren wird rauchend und trinkend an Einarmigen Banditen gezockt. Die „Krone“ begab sich auf Problemsuche.

„Süchtige finden immer einen Weg, um an ihr Suchtmittel zu gelangen. Wer illegale Casinos betreibt, hält sich nicht an Gesetze“, weiß Roman Neßhold vom Salzburger Institut für Spielsucht und Abhängigkeit. Und er schätzt: „Durch Corona floriert das illegale Glücksspielgeschäft.“ Das bezeugen auch die Aktionen der Finanzpolizei – siehe unten. Doch wer sind diese Leute, die in getarnten Cafés und Sonnenstudios an Automaten ihr Glück versuchen? „Es sind junge, wie alte. Unterschicht wie Oberschicht. Migranten überproportional, vor allem im Bereich des Automatenglücksspiels und Sportwetten, es gibt aber auch sehr viele Menschen ohne Migrationshintergrund, die spielen.“ Beraten werden bei Neßhold alle: vom Hausmeister bis zum Politiker.

Corona wirkt sich nicht auf illegales Glücksspiel aus

Woher wissen Spielwillige, wo sie zocken können? Meist Mundpropaganda in bestimmten Personenkreisen – dies könne auch mit der Herkunft des Betreibers zusammenhängen, wissen Ermittler. Die Spieler sind aber auch „untereinander bestens vernetzt“, sagt Neßhold. Und illegale Casinos haben auch Wege für geheime Werbung gefunden – beispielsweise durch SMS-Verkehr oder die Sozialen Netzwerke. Corona macht gar keinen Unterschied aus: „Wenn schon der Lockdown gebrochen wird, werden Masken sicher auch nicht getragen“, denkt sich Neßhold. Und getarnte Spielhöllen sind nichts Neues: „Seit geraumer Zeit findet man auch illegale Spielhallen in Wohnungen und Tiefgaragen.“

Experte fordert Politik zu strengeren Gesetzen

Fakt ist: Das Problem liegt vielmehr bei unseren Gesetzen, der Politik. „Deshalb beißen sich die Behörden die Zähne aus.“ Österreich hat als eines der wenigen Ländern ein Glücksspielmonopol – heißt: Nur die Casinos Austria darf hierzulande legal Glücksspiel anbieten. Andere Anbieter müssen in die Illegalität ausweichen. „Gescheiter wäre zu legalisieren mit strengen Gesetzen und mehr Kontrollmöglichkeit. Damit wäre auch das Problem der begleitenden Kriminalität gelöst“, sagt Neßhold. Einige Bundesländer wie die Steiermark haben es mit eigenen strengeren Regeln geschafft, dem illegalen Spieltrieb Einhalt zu gebieten. „Nur Salzburg und Wien schauen zu“, ortet der Experte „Untätigkeit“ in der Landespolitik. Mit schärferen Gesetzen und einem eigenen Straftatbestand könnte die Bekämpfung besser wirken.

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