Die Kernkraftindustrie versucht ihre AKW als das Mittel gegen die Erderwärmung zu verkaufen. Initiativen und Vorkämpfer in ganz Europa stemmen sich gegen dieses Marketing, das CO2 gegen die Strahlengefahr tauschen will.
Zehn Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima in Japan ist die Welt noch immer nicht frei von Atomkraftwerken, geschweige denn Nuklearwaffen. Im Gegenteil, auch in Österreichs unmittelbarer Nachbarschaft: In Tschechien hat die Atombehörde am Montag - unter Protesten aus Österreich - zwei neue Reaktoren in Dukovany genehmigt, und auch für das AKW Temelin spuken Ausbauideen umher.
Zugleich macht die Atomlobby bei Staaten Werbung für kleinere, modular aufgebaute, ja sogar transportable Atomreaktoren, für die auch Microsoft-Gründer Bill Gates massiv eintritt.
„Kernkraft ist weder sicher noch sauber“
Für die Kämpfer gegen die Kernkraft ist die Klimawandel-Kampagne der Atomlobby eine neue Herausforderung, die auch Initiativen europaweit zu einen vermag: So veröffentlichte die Bewegung für Klimagerechtigkeit am Dienstag, ein von vorerst 84 Gruppen aus 15 Ländern getragenes Manifest. Es hat den plakativen Titel „Don’t nuke the climate“, in etwa: „Werft keine Atombombe auf das Klima ab!“
Aus Österreich wird es von der Initiative „System Change, not Climate Change“ mitgetragen. Ein Kernsatz des Papiers lautet: „Atomkraft wird nie in der Lage sein, die Klimakrise zu stoppen: Sie ist schmutzig, langsam, teuer und gefährlich für alle lebenden Wesen auf der Erde“, und zwar jetzt und in aller Zukunft.
Massive Zunahme von schweren Atomunfällen
Gerade diese Aspekte sehen auch Vertreter von Umweltorganisationen (Greenpeace, Global 2000) und traditionsreiche Anti-Atom-Initiativen (atomstopp.at, Anti-Atom-Komitee) in Österreich so, ergab ein Rundruf der „Krone“. Oberösterreichs Landesbeauftragter für die grenznahen Atomanlagen, Dalibor Strasky, bringt es recht drastisch auf den Punkt, worum es am Ende geht: „Momentan spielt Kernkraft im weltweiten Energiemix eine untergeordnete Rolle. Trotzdem ist es in den letzten 60 Jahren zu schweren Unfällen mit Kernschmelze in sechs Reaktoren gekommen. Ein massiver Ausbau der Kernkraft bedeutet gleichzeitig eine massive Zunahme weiterer schwerer Unfälle mit erheblichen Folgen auf Umwelt und Menschen.“
Zugleich würde viel Geld und Energie für die echten notwendigen Klimaschutzmaßnahmen fehlen. Einige - im übertragenen Sinn eher atmosphärische - wurden am Dienstag im Nationalrats-Umweltausschuss beschlossen, worüber sich die Initiatoren des Klimavolksbegehrens freuen.
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