Vor fast genau einem Jahr, am 12. März 2020, starb der erste österreichische Corona-Patient in einem Wiener Krankenhaus. Der 69 Jahre alte Mann erlag im Kaiser-Franz-Josef-Spital (Klinik Favoriten) einem Multiorganversagen. Seitdem hat sich die Behandlung von Covid-19-Patienten stark verändert, unter anderem deshalb, weil die Erfahrungen mit der damals neuartigen Krankheit im Vorjahr noch gering waren und die „Lernkurve“ steil verlaufen sei, so die Intensivmedizinerin Stephanie Neuhold. Inzwischen sei es gelungen, die Sterblichkeit zu reduzieren.
Neuhold ist Oberärztin in der 4. Medizinischen Abteilung in der Klinik Favoriten, einer der zentralen Coronastationen des Landes. Wie sich die Pandemie entwickeln wird, war damals noch offen. Am Beginn habe man sogar noch vermutet, dass nur ein paar Touristen, die das Virus von einer Reise mitgebracht haben, zu behandeln sein werden. „Dass kurze Zeit später alle Betten belegt sind, und das überall, damit haben wir natürlich nicht gerechnet.“
Frühzeitig viele Knackpunkte erkannt
Inzwischen habe man rund 250 Intensivpatienten in der Abteilung behandelt: „Und ganz steil war die Lernkurve ganz am Anfang. Im März 2020, diese ersten Wochen, die waren sehr, sehr intensiv.“ Es habe auch viele Annahmen gegeben, die zum Teil „auch so richtig falsch waren“. Hier habe man sehr frühzeitig viele Knackpunkte erkannt, erzählte Neuhold. So habe man relativ schnell bemerkt, dass es nicht nötig sei, möglichst viele Menschen zu intubieren, also maschinell zu beatmen.
Verlegung auf Intensivstation verhindern
Mittlerweile passiere die Beatmung aber zum Teil schon auf den Normalstationen - was in weiterer Folge verhindern könne, dass Betroffene überhaupt auf die Intensivstation müssen. Man könne dort inzwischen auch die Sauerstoffsättigung kontinuierlich überwachen: „Die Normalstationen haben ganz schön aufgerüstet.“ Zugleich verabreiche man Medikamente, um das Immunsystem, „in eine gewisse Richtung zu bewegen“.
Die Zahlen sprechen für die Methoden: Im März 2020 sind laut Neuhold noch 50 Prozent der Intensivpatienten verstorben, sechs Monate später nur mehr 20 Prozent. Gefährlich seien Ausbruchssituationen, also die rasante Zunahme von Fällen. Dies habe immer Auswirkungen auf die Mortalität, solche seien jedenfalls zu vermeiden, betone sie.
Impfung wirkt sich positiv aus
Sehr positiv wirke sich bereits die Impfung aus: „Wir haben viel weniger Pflegeheimpatienten als vorher.“ Dies betreffe vor allem die Normalstationen, da Intensivbehandlung laut Neuhold ohnehin oft zu belastend für Pflegeheimbewohner ist. „Einer Intensivtherapie muss man schon gewachsen sein, da braucht es eine Grundrobustheit.“
Die Impfung sei früher als erwartet gekommen. „Das freut auch uns natürlich, weil wir alle geimpft sind.“ Zwar halte man im Spital noch alle Schutzmaßnahmen aufrecht, aber man gehe davon aus, dass die Impfung hochwirksam sei. „Das ist für unser Gefühl in der Arbeit schon was anderes, im Vergleich zur ersten Woche, wo wir nicht wussten: Werden wir alle sterben?“
Quelle: APA
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