Dienst gedrosselt

Russland gegen Twitter: Warnschuss aus dem Kreml

Digital
10.03.2021 11:33

Russland hat den Kurznachrichtendienst Twitter gedrosselt. Die Medienaufsicht Roskomnadsor begründete dies am Mittwoch in Moskau damit, dass verbotene Inhalte nicht konsequent entfernt worden seien. Trotz zahlreicher Aufforderungen habe Twitter seit 2017 mehr als 3100 Inhalte nicht gelöscht, die etwa kinderpornografisches Material oder Suizidaufrufe an Minderjährige enthielten.

Zum „Schutz der russischen Bürger“ sei nun der Zugriff auf allen mobilen Geräten und auf der Hälfte der stationären Geräte mit sofortiger Wirkung verlangsamt worden. Betroffen seien Foto- und Videoinhalte, nicht aber Textnachrichten, sagte der Vizechef der Aufsichtsbehörde, Wadim Subbotin, später im Staatsfernsehen.

Zugleich drohte die Behörde Twitter mit weiteren Einschränken bis hin zur kompletten Blockade, sollte der US-Konzern weiterhin gegen Gesetze verstoßen. Wenig später waren aus zunächst ungeklärter Ursache die Homepage von Roskomnadsor sowie die Seiten von Kreml, Duma und Regierung etwa eine Dreiviertelstunde lang nicht mehr erreichbar.

Die Anhänger des Oppositionspolitikers Alexei Nawalny, die seit Wochen gegen die Inhaftierung Nawalnys auf die Straße gehen, organisieren sich häufig über Twitter und andere ausländische soziale Medien. (Bild: AFP)
Die Anhänger des Oppositionspolitikers Alexei Nawalny, die seit Wochen gegen die Inhaftierung Nawalnys auf die Straße gehen, organisieren sich häufig über Twitter und andere ausländische soziale Medien.

Oppositionelle organisieren sich via Twitter
Von Twitter war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Seit einigen Wochen ist in Russland ein Gesetz in Kraft, das Betreiber sozialer Netzwerke verpflichtet, verbotene Informationen zu suchen und diese zu löschen. Neben kinderpornografischem Material und Verleitung zum Suizid fallen darunter etwa auch Aufrufe zu nicht genehmigten Protesten.

Die russischen Behörden gingen zuletzt schon gegen soziale Netzwerke vor, weil dort Aufrufe zu Demonstrationen für den inhaftierten Kremlkritiker Alexej Nawalny verbreitet worden waren. Gegen Facebook, Twitter und Youtube wurden Geldstrafen verhängt. Menschenrechtler kritisieren Versuche, das Recht auf Meinungsfreiheit in sozialen Netzwerken einzuschränken. In Russland sind bereits Hunderte Internetseiten gesperrt, auch Seiten von Regierungsgegnern.

Quelle: APA/Reuters/dpa

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