5G und 108 Megapixel

Xiaomi Mi 11 im Test: Luxusklasse um 800 Euro?

Elektronik
21.03.2021 06:20

Der chinesische Elektronikkonzern Xiaomi bringt mit dem Mi 11 sein neues Flaggschiff mit 108-Megapixel-Kamera und 5G nach Österreich. Kostenpunkt: Stolze 800 Euro. Andere High-End-Geräte sind zwar noch teurer, die Ausstattung oft vergleichbar, vom Schnäppchen kann hier aber keine Rede mehr sein. Wir haben getestet, ob der Preis gerechtfertigt ist.

Das Mi 11, das am Heimatmarkt China weit billiger den Besitzer wechselt, matcht sich in der Smartphone-Oberklasse mit etablierten Größen. Etwa Samsungs Galaxy S21, das in seiner 108-Megapixel-Ultra-Variante freilich noch einmal ein Drittel mehr kostet. Oder mit dem iPhone 12, das in der Pro-Version immer noch drei Hunderter mehr vom Konto reißt.

Mit 6,8 Zoll Diagonale ersetzt das Mi 11 problemlos kleine Tablets. In einer durchschnittlichen Männerhand lässt es sich trotzdem noch sicher halten. (Bild: Dominik Erlinger)
Mit 6,8 Zoll Diagonale ersetzt das Mi 11 problemlos kleine Tablets. In einer durchschnittlichen Männerhand lässt es sich trotzdem noch sicher halten.

Bei der Ausstattung kann das im Vergleich dazu „günstige“ Xiaomi-Gerät nicht ganz mithalten: Es ist nicht wasserdicht wie die Konkurrenz, bietet auch keine Kamera mit optischem Zoom. Ansonsten wird aber durchaus vergleichbare Ausstattung geboten.

Tolles OLED-Display, aber Potenzial nicht ausgereizt
Dazu zählt ein 6,81 Zoll großes OLED-Display mit HDR und hoher 120-Hertz-Bildrate, das mit 3200 mal 1440 Pixeln zu den schärfsten am Markt zählt und fast randlos ist. Ein Fingerscanner ist eingebaut, die Bildqualität ist famos: tolle Farben, viel Kontrast, auch für draußen ausreichende Helligkeit. Nichts zu beanstanden, selbst für die Nutzung in einer VR-Halterung gut geeignet.

Schade: Die Bildwiederholrate kann man nicht automatisch verwalten lassen, standardmäßig läuft der Bildschirm mit halber Bildrate von 60 Hertz. Eine verständliche Entscheidung, verschlingt der 120-Hertz-Modus doch viel Strom und leert den Akku bei intensiverer Nutzung am ersten Tag. Spart man bei Auflösung und Bildrate, sind auch zwei Tage drin. Eine adaptive Bildrate wäre hier aber ein benutzerfreundlicher Kompromiss zwischen Darstellungsqualität und Laufzeit gewesen.

Schneller Prozessor mit einer gewissen Abwärme
Das Mi 11 hat einen Snapdragon-888-Prozessor als Herzstück - schneller rechnet sonst kein Chip von Qualcomm. Entsprechend butterweich bedient sich das Gerät, Apps starten prompt. Auch 3D-Spiele stellen den Chip vor keine Probleme, laufen vielfach schön flüssig in hoher Bildrate.

Unter Last wird das mit seinem abgerundeten Mattglas-Chassis aalglatte Gerät spürbar warm, die CPU scheinbar nach einer Weile gedrosselt, um Überhitzung vorzubeugen. Im Test war das nur bei hardwarehungrigeren (3D-)Anwendungen oder extrem hochauflösender längerer Filmerei der Fall. Bei Alltäglichem bleibt die hochpotente CPU cool.

Der Samsung-Sensor der Hauptkamera liefert stolze 108 Megapixel Auflösung. (Bild: Dominik Erlinger)
Der Samsung-Sensor der Hauptkamera liefert stolze 108 Megapixel Auflösung.

Tolle Kamera - auch ohne Zoomoptik
Die 108-Megapixel-Kamera mit optischer Bildstabilisierung und hoher Lichtstärke (F/1.85) fasst in der Praxis, um ausufernden Dateigrößen vorzubeugen, je vier Pixel zu einem zusammen und knipst bei gutem Licht exzellente 20-Megapixel-Fotos mit hohem Detailgrad, hoher Schärfe und natürlicher Farbgebung. Ersetzt problemlos die Kompaktkamera.

Teureren Geräten unterliegt das Mi 11 in puncto Flexibilität. Zwar ist die 13-Megapixel-Weitwinkelkamera eine praktische Dreingabe, beim Zoomen muss man sich aber auf die hohe Megapixelzahl und digitale Vergrößerung verlassen, was bei niedrigen Zoomstufen auch oft ausreicht. Trotzdem: Das können andere Smartphones besser, die 5-Megapixel-Makrokamera, die man stattdessen bekommt, ist ein selten nützlicher Ersatz.

Die Kamera steht sehr weit aus dem Gehäuse hervor. Eine Hülle ist da Pflicht. (Bild: Dominik Erlinger)
Die Kamera steht sehr weit aus dem Gehäuse hervor. Eine Hülle ist da Pflicht.

Wer auf Zoom-Superlative verzichten kann, wird trotzdem glücklich. Die Hauptkamera spielt, wenn es nicht Extremsituationen wie starke Dunkelheit oder viel Gegenlicht sind, in der Oberklasse mit und lässt nichts missen. Wir sorgen uns aber ein wenig um ihre Langlebigkeit, steht sie doch sehr weit aus dem Gehäuse hervor. Eine Hülle erscheint da obligat - und liegt nebst 55-Watt-Schnellladenetzteil (Ladedauer: rund 45 Minuten) bei. Um die Kamera effektiv zu schützen, bedarf es aber einer noch dickeren Hülle als der beigelegten.

Moderne Ausstattung, gut nutzbares Android
Die übrige Ausstattung: Topmodern, mit 5G-Mobilfunk, für den die Tarife noch unvernünftig teuer sind, dem daheim wohl schon verbreiteterem .ax-WLAN, Bluetooth 5.2, NFC, Infrarotschnittstelle, allen gängigen Navi-Diensten und einem, wäre da nicht das 120-Herzt-Display, an sich großzügigen 4600-mAh-Akku, der sich auch kabellos auf Qi-Ladepads mit Strom betanken lässt. Es gibt Varianten mit 128 oder 256 Gigabyte Speicher, ein microSD-Slot fehlt. Schade: Einen Klinkenanschluss gibt es auch nicht.

Die gängigen Google-Dienste, die bei manch anderem chinesischen Hersteller aufgrund von US-Sanktionen fehlen, hat Xiaomi vorinstalliert. (Bild: Dominik Erlinger)
Die gängigen Google-Dienste, die bei manch anderem chinesischen Hersteller aufgrund von US-Sanktionen fehlen, hat Xiaomi vorinstalliert.

Bei der Software bekommt man Android 11 mit Xiaomi-Oberfläche und den hierzulande gängigen Google-Dreingaben. Ein bisschen Bloatware - Shops, soziale Netze, Streaming-Anbieter - ist vorinstalliert, kann aber entfernt werden. Die Benutzeroberfläche ist anpassbar, es gibt optional ein App-Startmenü, zur Update-Versorgung vermögen wir noch nichts zu sagen.

Fazit: Das Mi 11 ist ein 5G-Smartphone der Oberklasse, das für einen nicht ganz so horrenden Preis wie die Rivalen nicht ganz so luxuriös ausgestattet ist. Sehr gute, aber nicht ganz so flexible Kamera. Kein optischer Zoom, kein wasserdichtes Gehäuse, ein 120-Hertz-Display ohne adaptive Bildrate: ein paar Abstriche muss man machen. Die CPU wird unter Last auch recht warm. Würde Xiaomi den chinesischen Preis ausrufen, wären diese Dinge leichter verschmerzbar. Aber in der Luxusklasse ist die Kundschaft heikel, legt vielleicht sogar lieber ein paar Hunderter für mehr Features drauf.

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