Ministerium verordnet
Singverbot für Schülerinnen in Afghanistan
Schülerinnen, die älter als zwölf Jahre sind, sollen in Afghanistan künftig nicht mehr bei öffentlichen Veranstaltungen singen dürfen. Dazu wies die Kabuler Schulbehörde alle Schulen in Kabul kurz vor Ende der Ferien in einem Brief an. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums bestätigte am Mittwoch das Schreiben und erklärte, eine derartige Verordnung gebe es für alle Provinzen des Landes. Das Singverbot stieß auf heftige Kritik in der afghanischen Zivilgesellschaft.
Der Schriftsteller Kawa Jobran etwa schrieb auf Facebook, dass ein Verbot des Singens für Mädchen über zwölf Jahre ein Zeichen für eine „starke Rückkehr der unglücklichen Brüder“ sei. Damit spielte er auf die militant-islamistischen Taliban an, unter deren Herrschaft zwischen 1996 und 2001 Singen und Musikhören verboten waren. Die Regierung würde sich auf eine Kapitulation einstellen, schrieb er weiter.
Das Bildungsministerium rechtfertigte die Maßnahme in einer Videobotschaft damit, dass Eltern und Schülerinnen darum gebeten hätten. Demnach sei ihnen das Unterrichtsvolumen zu umfangreich, sie hätten keine Zeit für die Aufführung von Liedern. Daher sollten dies die unteren Schulstufen übernehmen. Warum trotz dieser Begründung Mädchen über zwölf Jahren bei Zeremonien, die ausschließlich von Frauen besucht würden, doch singen dürfen - wie es im Brief der Kabuler Schulbehörde steht - wurde nicht erklärt. Von einer Sprecherin des Bildungsministeriums hieß es, das Verbot gelte für alle 34 Provinzen des Landes.
Das afghanische Bildungsministerium war in der Vergangenheit öfters mit sehr konservativen Vorschlägen aufgefallen, die zu Kontroversen führten. Immer wieder musste das Ministerium Vorschläge zurücknehmen.
Quelle: APA/dpa
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