Gemeinsames Album

Nino aus Wien und Ernst Molden feiern den „Zirkus“

Musik
12.03.2021 06:00

Laut, bunt und spektakulär? Ja, derartige Assoziationen sind beim „Zirkus“ nicht weit. Wenn aber das Singer/Songwriter-Gespann Ernst Molden und Nino aus Wien ein neues Album so betitelt, dann regiert eher Understatement denn Bombast. Nur die feinsinnig-humoristische Note eines Clowns, die wird natürlich vollends erfüllt. Immerhin dienen diese Stücke auch als Begleitung für einen sehr berühmten Clown: Bernhard Paul.

(Bild: kmm)

Denn das Album „Zirkus“ ist eine Art Soundtrack für Harald Aues Film „Ein Clown, ein Leben“ über den Circus-Roncalli-Gründer, der heuer noch ins Kino kommen soll. Und wer wüsste besser, wie nahe Lachen und Weinen beieinander liegen, als zwei der fleißigsten Protagonisten der Wiener Musikszene: Die Geschichtenerzähler Molden und Nino zeigen schon im Opener „Warad i a Clown“ ihr Gespür für Melodie und Melancholie, wenn mittels Stimmen und Gitarren eine kleine Seelenreise gelingt. Denn ein Clown, der kann viel, kann auch vieles sein - und kann doch verzweifeln. „Warad i a Clown, hätt i ka Vertrau‘n in de Wöd“, das kann man auch ungeschminkt leider oft nur unterschreiben.

Mühelose Leichtigkeit
Wie schon bei ihrer höchst erfolgreichen Zusammenarbeit „Unser Österreich“ (2015), für die sie sich durch etliche Klassiker des Austropop gearbeitet haben, geht die Kombination Molden und Nino durch die Bank auf. Kein Wunder, scheint ihnen der nonchalante Zugang zu eigenem wie fremdem Liedgut (auf „Zirkus“ wird etwa Will Oldhams „I see a darkness“ zu „I siech was finsdas“) doch so beiläufig zu gelingen, dass alles leicht klingt. Zudem wird dank der großteils durchgehaltenen Reduktion auf ihr Kerninstrumentarium besonders den Texten reichlich Raum zur Entfaltung geboten.

Dabei müssen es nicht immer Worte sein, die in den Bann ziehen. Auch die Gitarren alleine wissen zu überzeugen, wenn beispielsweise der „Clowntraum“ zur instrumentalen Fingerübung wird, die dem Titel entsprechend am besten mit geschlossenen Augen genossen wird. Doch schon direkt im Anschluss wird man wieder geweckt, nehmen Molden und Nino die Zuhörer mit auf einen kleinen Spaziergang durch die Manege, an leeren Tierkäfigen vorbei. „Mia gengan‘d Viecha o“ ist ein leicht schiefes Klanggemälde über die Sehnsucht nach dem tierischen Rummel, das zum schwindelerregenden Drahtseilakt wird.

Liedgut zum Eskapismus
Nah an den Künstlern, jenen der Musik wie des Zirkus, fühlt man sich im „Cafe der Artisten“, bevor beim „Manege Walzer“ sogar die E-Gitarre jaulen darf. Und letztlich sind die Lieder auch ein Stück Eskapismus, gerade in diesen Zeiten, wenn man sich nach verschwitzten Konzertnächten ebenso nur sehnen darf wie nach der besonderen Magie, die einem Zirkusbesuch innewohnt. „Alle warten auf ein Wunder, jedes Auge staunt“, singt Nino im glücklicherweise beschwingten Abschluss „Zirkusmusik“. Es ist eine frohe, eine freundliche und freudige Note, auf der das Album endet. Und damit wird hoffentlich nicht nur dem Clown ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

APA/Christoph Griessner

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