Der Erfinder der Audiokassette, Lou Ottens, ist tot. Der niederländische Ingenieur starb bereits am vergangenen Wochenende im Alter von 94 Jahren in seiner Heimatstadt Duizel, wie seine Familie nun mitteilte.
Ottens hatte 1960 die Leitung der Produktentwicklung bei Philips übernommen und zusammen mit seinem Team die Kompaktkassette samt dazugehörigem Kassettenrekorder entwickelt. Drei Jahre später wurde die Erfindung als „Pocket Recorder“ auf der Funk-Ausstellung in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert und bald darauf ein Erfolg. Schätzungen gehen davon aus, dass seit ihrer Einführung in den 1960er-Jahren weltweit 100 Milliarden Kassetten verkauft wurden.
Die Kassette sei vom ersten Tag an eine „Sensation“ gewesen, sagte Ottens einst dem „Time Magazine“. Der Niederländer war später auch an der Entwicklung der Compact Disc beteiligt. Als Philips 1982 einen ersten CD-Player vorführte, soll Ottens laut BBC-Bericht gesagt haben: „Der herkömmliche Plattenspieler ist von nun an obsolet.“
„Das tut immer noch weh“
Vier Jahre später ging Ottens in den Ruhestand. Danach befragt, ob er stolz auf seine Erfindungen sei, die Millionen Menschen den Zugang zu Musik ermöglichten, antwortete der Ingenieur laut dutchnews.nl, dass beide Erfindungen Teamarbeit gewesen seien. Am meisten bedauerte er demnach, dass Sony - und nicht Philips - den Walkman erfand, den er als ideale Anwendung für die Kassette ansah. „Das tut immer noch weh“, sagte Ottens.
MP3 und Streaming-Anbietern zum Trotz, erlebte seine Kassette zuletzt ein Revival. In Großbritannien etwa stiegen die Verkäufe im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Jahr davor um 103 Prozent - auch, weil Künstler wie Lady Gaga oder The Killers ihre Musik darauf veröffentlichten. Ottens selbst zeigte sich davon laut Bericht nur mäßig begeistert: „Nichts kann den Klang einer CD übertreffen“, kommentierte er zu Lebzeiten.
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