Das Geschäft mit der Liebe brummt auch in Corona-Zeiten. Im heurigen Jahr gab es allein in Graz schon 109 Anzeigen.
Tote Hose in den Grazer Rotlicht-Lokalen! Corona zwingt seit Anfang November auch das älteste Gewerbe der Welt in die Knie. Zumindest laut offizieller Gesetzeslage. Doch das Geschäft mit der käuflichen Liebe brummt auch in Zeiten wie diesen. Zwar haben - wie eingangs erwähnt - die einschlägigen Etablissements geschlossen, doch illegale Wohnungs-Prostitution erlebt aktuell einen regelrechten Boom.
Kunde wird „überprüft“
Insider gehen davon aus, dass aktuell allein in Graz an die 200 Damen ihre Dienste illegal anbieten. Die Masche ist dabei immer die gleiche: Die Frauen oder ihre Hintermänner aus Osteuropa mieten über bekannte Buchungsplattformen kurzfristig Wohnungen an. Potenzielle Freier suchen sich dann aus dem breiten Angebot auf diversen Internetportalen ihre „Traumfrau“ aus und werden zur richtigen Adresse gelotst - zuvor wird der Interessent zur Sicherheit allerdings mittels Videoanruf überprüft.
Anlegerwohnungen in Bordell umfunktioniert
Gängige Praxis dabei ist es, dass der potenzielle Kunde eine Anzahlung leisten muss - statt eines netten Schäferstündchens folgt am vermeintlichen Bestimmungsort aber die große Ernüchterung: keine Frau, kein Sex und auch das Geld ist weg. Bei der Polizei ist man natürlich alarmiert: „Das Geschäft läuft offensichtlich gut, weil eben auch die Nachfrage da ist - es hat sich nur von den Lokalen in die Wohnungen verlagert. In Graz stehen im Moment auch viele Anlegerwohnungen leer, die jetzt quasi umfunktioniert werden“, erzählt ein Ermittler im Bereich Prostitution und Menschenhandel.
Den Vorwurf, dass man diesem illegalen Treiben tatenlos zusehe, lässt er nicht gelten. „Wir sind regelmäßig unterwegs - haben auch schon eine große Anzahl an Verwaltungsübertretungen festgestellt.“ Seit Jahresbeginn wurden in der Murmetropole bereits 109 Anzeigen ausgestellt. Der Strafrahmen beträgt zwischen 400 und knapp über 1000 Euro - wohlgemerkt nur für die Damen, den Kunden drohen ausschließlich bei Übertretungen gegen die Covid-Schutzmaßnahmen Konsequenzen. Hintermänner konnten bisher jedenfalls noch nicht ausgeforscht werden.
Keine Ärzte-Checks und keine Steuern
Die „Internetfäden“ laufen irgendwo zwischen China und Russland zusammen. In der Illegalität müssen sich die Sexarbeiterinnen natürlich auch nicht regelmäßigen Ärzte-Checks unterziehen - und das Finanzamt wird eher wenig bis gar nicht vom regen Verkehr in den Grazer Wohnungen profitieren. Bei den Grazer Rotlicht-Größen sitzt der Frust jedenfalls tief. „Bei uns wird jede Kleinigkeit beanstandet und sofort kontrolliert und hier gibt man sich praktisch machtlos“, schüttelt ein Laufhaus-Betreiber in der Kärntner Straße den Kopf.
Er verweist auch auf Schwerpunktaktionen der Polizei in Salzburg oder Wien, wo allein bei einer einzigen Razzia in der ersten März-Woche 30 Wohnungen kontrolliert und 171 Sexarbeiterinnen sowie Vermieter und Wohnungseigentümer nach dem Prostitutionsgesetz und der Covid-19-Verordnung angezeigt wurden. Durchhänger darf sich die steirische Exekutive in dieser heiklen Causa jedenfalls keinen leisten ...
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