Enorme Zunahme

Corona belastet vor allem die Psyche der Jungen

Österreich
12.03.2021 08:55

Mit immer längerer Dauer der Covid-19-Pandemie haben in Österreich die psychischen Symptome der Menschen stark zugenommen. Die Häufigkeit von depressiven Erscheinungen hat sich sogar von rund fünf auf etwa 25 Prozent verfünffacht. Besonders Jugendliche sind zunehmend von depressiven Störungen betroffen.

„Wir wissen von unseren Patienten, dass die Pandemie durchaus eine Belastung darstellt“, erklärte Christoph Pieh von der Donau-Universität Krems am Donnerstag. Er und sein Team haben die Ergebnisse aus Umfragen bzw. Studien in Österreich zu den häufigsten psychischen Beschwerden wie Depressionen, Ängsten und Schlafstörungen aus Vor-Covid-19-Zeiten mit im vergangenen Jahr mehrfach durchgeführten repräsentativen Online-Umfragen gegenübergestellt.

Vor Pandemie jeder 20. mit depressiven Zuständen
So berichtete vor Beginn der Pandemie etwa jeder 20. Mensch davon, unter depressiven Zuständen zu leiden. „Die Prävalenz (Häufigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt; Anm.) beträgt etwa fünf Prozent“, sagte Pieh. Die Häufigkeit von Depressionen sei auch relativ stabil über die verschiedenen Altersgruppen hinweg. Im österreichischen Depressionsbericht wurden 6,8 Prozent der Frauen und 6,3 Prozent der Männer als unter depressiven Symptomen leidend klassifiziert. Bei den Kinder- und Jugendlichen lag die Häufigkeit bei 2,9 Prozent.

Deutlich weniger Sozialkontakte, finanzielle und gesundheitliche Sorgen - die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren. (Bild: thinkstockphotos.de)
Deutlich weniger Sozialkontakte, finanzielle und gesundheitliche Sorgen - die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren.

Immer mehr Betroffene
Das Team von Pieh hat im April 2020 (1005 Teilnehmer), im Juni 2020 (455 Personen), im September vergangenen Jahres (437 Teilnehmer) und um den Jahreswechsel auf 2021 (1505 Teilnehmer) repräsentative Online-Umfragen durchgeführt. Erst im Februar dieses Jahres kam noch eine Umfrage unter 3502 Schülern und Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren hinzu.

Einige der Hauptergebnisse: Die Häufigkeit von depressiven Zuständen nahm demnach mit Beginn der Covid-19-Pandemie von den genannten etwa fünf Prozent bis zum April 2020 bereits auf etwas mehr als 20 Prozent zu (ähnlich häufig im September 2020). Zum Jahreswechsel 2020/2021 betrug sie bereits mehr als 25 Prozent.

Mehr als doppelt so viele Schlafstörungen
Die Rate der Personen mit Angstzuständen stieg von fünf Prozent vor Covid-19 auf etwa 18 Prozent im April 2020 (September: etwa stabil mit rund 15 Prozent) und erreichte etwa 23 Prozent um den Jahreswechsel. Die Häufigkeit von Schlafstörungen zeigte eine Zunahme auf mehr als das Doppelte: etwa sieben Prozent vor der Pandemie auf etwa 15 Prozent im April 2020, dann etwa gleich im September und schließlich ein weiterer kleinerer Anstieg zum Jahreswechsel.

Obwohl junge Menschen objektiv durch das Coronavirus einem relativ geringen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind, plagen sie vergleichsweise große Sorgen. (Bild: AFP/Oli SCARFF)
Obwohl junge Menschen objektiv durch das Coronavirus einem relativ geringen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind, plagen sie vergleichsweise große Sorgen.

Flucht ins Smartphone
Von den depressiven Störungen sind besonders junge Menschen betroffen. Sie leiden an den psychischen Auswirkungen der Pandemie offenbar am meisten, wie Pieh erklärte: Im Dezember 2020 bzw. Im Jänner 2021 berichteten rund 50 Prozent der 18- bis 24-Jährigen bei Beantwortung wissenschaftlich fundierter Fragenkataloge von depressiven Symptomen, 34 Prozent von Angstsymptomen und 24 Prozent von Schlafstörungen.

Noch 2018 berichteten in einer regelmäßig durchgeführten europäischen Schülerstudie (HBSC) 90 Prozent der Teilnehmer in Österreich von einem ausgezeichneten oder zumindest guten Gesundheitszustand. Dieser Wert ist nun auf nur noch 63 Prozent gefallen. Die Lebenszufriedenheit hatte deutlich abgenommen, die Handy-Nutzung in dieser Altersgruppe (mehr als fünf Stunden am Tag) hatte sich von 20 bis 30 Prozent auf 40 bis 60 Prozent in etwa verdoppelt. Mehr Handy-Gebrauch steht dabei in einem engen Zusammenhang mit erhöhter psychischer Belastung.

Quelle: APA

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