„Sisyphusarbeit“

AstraZeneca-Impfstoff: „Der Ruf ist ramponiert“

Österreich
12.03.2021 10:33

Experten und Unterstützer der Initiative „Österreich impft“ haben am Freitag über aktuelle Entwicklungen bei der Corona-Schutzimpfung informiert. Ein zentrales Thema war dabei die wachsende Unsicherheit in der Bevölkerung bezüglich des AstraZeneca-Impfstoffs. „Der Ruf ist ramponiert“, gab der Tropenmediziner Herwig Kollaritsch ganz offen zu. Nun warte die „Sisyphusarbeit“, diesen wiederherzustellen, um eine rasche Durchimpfung zu gewährleisten. 

„Der Ruf ist ramponiert, das ist keine Frage“, sagte Kollartisch über die jüngsten Ereignisse rund um den Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns. Es sei eine „Sisyphusarbeit“, diesen nun wiederherzustellen.

Impfstopp in anderen Ländern „reine Vorsichtsmaßnahme“
Den Impfstopp, wie etwa in Dänemark oder Thailand, bezeichnete er als „reine Vorsichtsmaßnahme“. Thrombosen und Lungeninfarkte würden in der ganzen Bevölkerung häufig auftreten, besonders bei Frauen, weil es hier eine Verbindung zu genetischer Veranlagung und auch zur Anti-Baby-Pille gebe.

Der Tropenmediziner Herwig Kollaritsch („Österreich impft“-Sprecher) (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Der Tropenmediziner Herwig Kollaritsch („Österreich impft“-Sprecher)

AstraZeneca: „Keine größeren Auffälligkeiten“
In Österreich komme ein solcher Impfstopp derzeit aber nicht infrage. Thomas Szekeres, der Präsident Österreichischen Ärztekammer, fügte hinzu, dass in Großbritannien zehn Millionen Menschen und im Rest Europas fünf Millionen Menschen bereits mit dem Vakzin geimpft worden seien und es „keine größeren Auffälligkeiten“ gegeben habe. Ausschließen könne man in der Medizin jedoch nie etwas, die „Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs ist aber gering“, so Kollaritsch.

EMA sieht keine Verbindung zur Impfung
Beim Todesfall einer Krankenschwester in Zwettl infolge einer schweren Gerinnungsstörung hatte die EMA in einem vorläufigen Bericht keine Hinweise auf eine Verbindung zur Corona-Schutzimpfung gefunden. Kollartisch rechnete vor, dass es in der Normalbevölkerung - ganz unabhängig von der Impfung - bei 3,7 von 130.000 Personen im gegebenen Zeitraum zu Thrombosen kommen würde. „Das ist ganz einfach das, was in der normalen Bevölkerung auch vorkommen würde“, sagte er.

Das Landesklinikum Zwettl (Bild: NÖ LGA)
Das Landesklinikum Zwettl

AstraZeneca: Warten auf Einschätzung der EMA
Österreich folge hier der Europäischen Arzneimittelbehörde, die nach eingehender Prüfung nicht feststellen konnte, das der Impfstoff ein erhöhtes Risiko für Thrombosen habe. Man warte noch weitere Ergebnisse ab und könne dann „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ sagen, ob ein erhöhtes Risiko bestehe oder nicht.

Freude über weitere Impfstoff-Zulassung
Kollaritsch zeigte sich zudem erfreut über die Zulassung des Impfstoffs von Johnson & Johnson, weil dieser zwei Vorteile gegenüber den anderen Impfstoffen besitze. Zum einen brauche es nur eine Impfdosis, mit der bereits eine Schutzwirkung von 80 Prozent bestehe, zudem bestehe ein - wenn auch leicht reduzierter - Schutz gegenüber der südafrikanischen Virus-Mutation.

Beim Impfstoff von Johnson & Johnson reicht eine Dosis aus. (Bild: AP)
Beim Impfstoff von Johnson & Johnson reicht eine Dosis aus.

Studie zeigt: Impfung verhindert Weitergabe
Kollartisch berichtete außerdem von einer Studie aus Israel, die belege, dass die Corona-Impfung bis zu 90 Prozent der asymptomatischen Ansteckungen verhindere. 

Von der Einkaufspolitik der EU bezüglich des Impfstoffs zeigte sich Szekeres, „ein bisschen enttäuscht“, weil es Beispiele wie England oder die USA gebe, die es wesentlich schneller geschafft hätten, ausreichend Impfstoff für die rasche Durchimpfung der Bevölkerung bereitzustellen.

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