Lebenslänglich - einen Tag nach diesem Urteil hören wir uns in Maierhofen um, jenem Ort, in dem die junge Sara getötet wurde. Der Prozess wurde mit Spannung erwartet, das Urteil, so der Tenor, sei mehr als gerecht. Und jetzt wünscht man sich Normalität zurück.
Der Vorfrühling hat Einzug gehalten in Maierhofen. Einige Bauernhofkatzen rollen sich in einem warmen Eck zusammen, schnurren, ein dicker Käfer schwirrt zu den wilden Bienen, die in einem Baumstamm Quartier bezogen haben. Vom Kirchturm dringt Glockengeläut herüber, der schmucke Bioladen macht Gusto auf regionale Köstlichkeiten. Gelegentlich durchbrechen Lkws und Traktor die Stille.
Schatten über dem Ort
Die Sonne strahlt an diesem herrlichen Tag auf Maierhofen - und dennoch liegt ein großer Schatten über dem kleinen Ort. „Es ist nicht leicht, wenn man jeden Tag an dem Haus, in dem es passiert ist, vorbeifahren muss“, sagt eine Anrainerin, die anonym bleiben will.
„Natürlich denkt man da jedes Mal dran! Und natürlich tut einem jedes Mal das Opfer leid. Viele von uns haben Sara ja gekannt, gemocht. So einen Tod zu finden - unfassbar.“ Und: „Keiner von uns möchte, dass Maierhofen als ,der Ort, in dem der Mord passiert ist‘, in Erinnerung bleibt.“
„Schreckliche Gewalttat“
Das kann Bürgermeister Franz Zehner nur unterstreichen: „Maierhofen gehört als Katastralgemeinde zu Großwilfersdorf, wir wurden achtmal in Folge zum schönsten Blumenschmuckdorf gekürt. Damit bekannt zu sein wäre uns viel lieber als durch diese schreckliche Gewalttat.“
Er weiß noch gut, wie es unmittelbar danach war, vor gut einem Jahr: „Mit Gewalt ist man über die Medien ständig konfrontiert. Aber sie ist halt weit weg. Auf einmal war sie mitten unter uns, in einer kleinen Gemeinschaft. Das hat uns alle tief betroffen gemacht. Die Tat. Die arme Familie. Es fehlen einem die Worte.“
„Unvorstellbar“
Saras Haus steht da, es wirkt sehr gepflegt, die Büsche sind sorgsam gegen die Kälte abgedeckt. Einer ihrer Brüder bewohnt es jetzt; „dass er das schafft, dort, wo die Schwester zu Tode gekommen ist - unvorstellbar“, sagt eine Frau im Ort.
Er folge damit dem ausdrücklichen Wunsch seiner Nichte, Saras kleiner Tochter, gab der junge Mann vor Gericht an. Wie es ihm damit geht, tief drinnen?
Tränen der Erleichterung
Als das Urteil Donnerstagabend verkündet wurde, fielen sich die Angehörigen in die Arme. Tränen der Erleichterung nach so vielen der Verzweiflung. „Unser kleiner Engel, wir wissen, dass du bei uns gewesen bist“, hatte einer der Brüder in sozialen Medien gepostet. Alle sind traumatisiert, können kaum ein normales Leben führen. Sprechen beinahe täglich mit Sara an ihrem Grab. Sind in Therapie.
Lebenslang lautete das Urteil für den Angeklagten. Lebenslang lautet auch das Urteil für die Angehörigen. Denn ihnen wurde sie lebenslang genommen. Die Schwester. Die Mama eines Kindes. Die Tochter.
„Die Familie tut mir auch so leid“, sagt Anrainerin Hedwig P. „Da kann man gar nichts sagen zum Trost.“ Im Ort hört man auch: „Der Angeklagte hat gekriegt, was er verdient hat.“ Und: „Das Urteil war hoffentlich ein Schlusspunkt. Wir wollen nicht mehr in den Schlagzeilen sein. Nicht so.“
Ein Ort will vergessen. Sara wird das niemals sein.
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