Ich schlaf schon ein paar Wochen fast gar nix mehr, sagt Erich Schwarz. Der stämmige Riese ist Betriebsrat im MAN-Werk in Steyr. Die Produktion läuft, sagt er, während er durch die Hallen marschiert und seinen Männern Mut zuspricht, die Auslastung ist top. 2200 Arbeiter, 600 davon sind Arbeiterinnen, setzen alle Hoffnung in ihn. Es ist schwer, Zuversicht auszustrahlen, so wie die Dinge stehen, sagt der Mann, den dort alle Erich nennen.
Der deutsche Eigentümer will verkaufen, es sieht so aus, als würde der Manager Siegfried Wolf mit den Russen im Hintergrund den Zuschlag bekommen. Meinen Leuten geht’s schlecht, sagt Erich, die Unsicherheit ist groß. Ohne Kündigungen wird’s nicht abgehen. Betriebs- und Lohnvereinbarungen werden dann auch nicht mehr halten. Die Belegschaft hat im Gegenzug Sparmaßnahmen zugestimmt. Man war immer stolz auf die Lkw-Produktion, betont der Gewerkschafter, niemand macht das besser und günstiger als wir. Nicht mehr gebraucht werden, das ist für die Arbeiter das Schlimmste. Sich fühlen wie menschlicher Abfall.
Die Politiker in Wien sollen endlich aufwachen, sagt Erich. Am MAN-Werk hängen 5000 Jobs. Hinter jedem Job steht ein Mensch. Hinter jedem Mensch steht eine Familie. Es ist eine Katastrophe, sagt er. 66 ist er jetzt, seit erstem Jänner könnte er in Pension sein. Um eine Schließung zu verhindern, ist er noch geblieben. Wenn der neue Eigentümer kommt, dann geht er. So traurig hat er sich seinen Abschied nicht vorgestellt.
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