AstraZeneca-Skepsis

Thrombosen nach Impfung: „Mehr Zufall als Ursache“

Wissenschaft
13.03.2021 15:01

Aus Sorge um mögliche gesundheitliche Komplikationen durch die Corona-Impfung von AstraZeneca, haben bereits mehrere Länder den Einsatz der Vakzine gestoppt. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat nun die Datenlage zu den bereits verimpften Dosen analysiert - dabei zeigte sich bislang jedoch „kein Grund zur Sorge“.

Der Fall einer nach einer Impfung mit AstraZeneca verstorbenen Krankenpflegerin in Krems schlug medial hohe Wellen. Aus Sorge vor möglichen Komplikationen mit der Vakzine zog die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die eingesetzte Charge kurzerhand aus dem Verkehr. Dem Beispiel folgten Dänemark, die baltischen Staaten, Norwegen, Island, Thailand, Luxemburg und Rumänien.

Insgesamt 30 Fälle dokumentiert
Konkret handelt es sich dabei um etwa eine Million Impfdosen aus der Charge mit der Nummer ABV5300, die an 17 EU-Länder ausgeliefert wurde. Angesichts der Vorfälle hat die EMA sämtliche Impfungen mit dem Wirkstoff des britisch-schwedischen Herstellers genauer unter die Lupe genommen - und gibt in einem Statement vorerst Entwarnung. Bei knapp fünf Millionen Geimpften wurden demnach nur 30 Fälle einer Gerinnungsstörung gemeldet, zitiert der „Spiegel“ aus dem Bericht. Das entspräche einer Rate von 0,006 pro 1000 Personen.

Österreich hat die Verimpfung der betroffenen Charge von AstraZeneca „eingefroren". (Bild: Associated Press)
Österreich hat die Verimpfung der betroffenen Charge von AstraZeneca „eingefroren".

„Der Nutzen überwiegt die Risiken“
„Die Zahl der thrombembolischen Vorfälle bei geimpften Menschen ist nicht höher als die Zahl in der Gesamtbevölkerung“, schreibt die EMA in dem Statement. Es gebe nach erster Prüfung keinen Hinweis auf einen ursächlichen Zusammenhang. „Der Nutzen des Impfstoffes überwiegt die Risiken, und der Impfstoff kann weiterhin verabreicht werden, während die Überprüfung der Gerinnungsstörungen weiterläuft“, erklärt das für die Bewertung und Sicherheit von Humanarzneimitteln zuständige Komitee der EMA.

Dieser Einschätzung schließt sich auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, an. „In Deutschland sind bis zum 11.03.2021 insgesamt elf Meldungen über Thrombosen bei etwa 1,2 Millionen Impfungen berichtet worden“, schreibt das PEI. Vier Personen seien dabei verstorben. Die vorliegenden Informationen würden aber keinen Hinweis liefern, dass die Impfung diese Erkrankungen verursacht habe, der Nutzen überwiege demnach die Risiken.

Laut Experten könnte das Aussetzen der Impfungen mehr geschadet als genutzt haben. (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Laut Experten könnte das Aussetzen der Impfungen mehr geschadet als genutzt haben.

Aussetzung mehr Schaden als Nutzen?
Das Aussetzen der Impfungen könnte damit zu mehr Schaden als Nutzen geführt haben, meint Matthias Pelz von der Universität Jena. Durch den Stopp sei es sehr wahrscheinlich, dass nun mehr Menschen an Covid-19 erkranken - davon etwa fünf Prozent schwer, erklärt er weiter. Paradoxerweise erhöhe sich dadurch auch stark das Risiko für Blutgerinnsel, die mit einer Infektion einhergehen können. Einer US-Studie zufolge bildeten nämlich etwa 16 Prozent der Covid-Patienten ein solches.

Auch Clemens Wendtker, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing hält die Einschätzung für richtig: „Man kann davon ausgehen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Impfung und den wenigen thromboembolischen Ereignissen gibt - also mehr Zufall als Ursache.“ Das Risiko, an einer durch Covid verursachten Thrombose zu erkranken, hält er ebenfalls für „ein Vielfaches höher“.

Zeitlinger: „Impf-Stopp wäre unverantwortlich“
Ähnlich sieht das der österreichische Pharmakologe Markus Zeitlinger von der MedUni Wien: „Von 140.000 Geimpften haben drei eine Thrombose bekommen.“ Es sei daher falsch, aufgrund der aufgekommenen Vorfälle voreilige Schlüsse zu ziehen. Es sei „absolut zu verantworten“, dass weiter mit AstraZeneca geimpft wird, „die Impfkampagne zu stoppen wäre aber unverantwortlich“, mahnt der Experte.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt