Jahrelang glänzte die Tourismus-Hochburg Saalbach-Hinterglemm mit extrem niedrigen Arbeitslosen-Zahlen. Durch den Ausfall der Saison hat nun jeder Achte keinen Job mehr.
Es riecht nach Holzrauch, irgendwo fällt eine Tür ins Schloss. Inmitten Saalbachs tut sich an einem Wochentag mittags nur wenig: Die Lifte stehen großteils, nur ein junger Herr spaziert mit Take-away-Speisen in Richtung Dorfplatz.
Es ist so still, wie es nur sein kann, wenn coronabedingt keine Urlauber den 2850-Seelen-Ort bevölkern, die gut 17.900 Gästebetten kalt bleiben und der Weltcup-Tross weitergezogen ist. „So etwas hab ich überhaupt noch nie erlebt“, erzählt die ehemalige Pensionschefin und Hinterglemmerin Josefa Panholzer, die zum Friedhof spaziert.
Dieses Bild spiegelt sich auch in den Arbeitslosenzahlen wider: Ende Februar zählte die Gemeinde exakt 365 Arbeitslose, noch im selben Monat des Vorjahres waren es 15 – ein Plus von 2300 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Beinahe jeder Achte im Ort hat seinen Job in der Krise verloren.
Bürgermeister Alois Hasenauer (ÖVP) sorgt diese Entwicklung gewaltig: „Für unseren Ort ist das schon eine richtige Größe. Das ist nicht nur eine Zahl, da stehen auch viele Familien und Kinder dahinter“, sagt Hasenauer.
Die Saisonarbeiter strandeten im Glemmtal
Er kennt viele der neuen Joblosen. „Die sind nicht bewusst arbeitslos, sondern weil es aufgrund der Situation nicht anders möglich ist“, sagt der Ortschef. Viele von ihnen sind im Glemmtal gestrandet - die Saisonarbeiter haben oftmals ihre Hauptwohnsitze in ihrer Heimat aufgegeben. Wie etwa auch der Deutsche Koch Jens Eisenhammer, der seit 12 Jahren im Ort arbeitet und nun in einer Mitarbeiter-Unterkunft des Saalbacher Hofes auf eine gute Sommersaison hofft. „Ich lebe Gastronomie, ich mag es, Dienst zu leisten. Mein Leben woanders hinzuverfrachten, um nach einem Monat zu Saisonstart wieder hierher zurückzukehren, macht wenig Sinn“, sagt der Sous-Chef.
Seine Chefin, Isabella Dschulnigg-Geissler, lässt ihn und acht seiner Kollegen bei sich kostenlos weiter wohnen. „Sie waren immer gut zu mir. Nur weil es gerade schlecht ist und wir sie nicht beschäftigen können, schmeiß ich sie nicht raus“, so die Saalbacherin, die normal 125 Leute beschäftigt.
Bei den Saalbacher Bergbahnen, bei denen sie auch Geschäftsführerin ist, hält sie es gleich – dort sind 140 Stammmitarbeiter in Kurzarbeit, die Bahnen fahren großteils am Wochenende.
Ähnlich ist die Lage bei den Hinterglemmer Bergbahnen. Chef Peter Mitterer hat 104 Kurzarbeitende, Arbeit für die gut 90 Saisonniers fehlt. Zuletzt nahm er den Zwölfer Kogel für Rennen in Betrieb. „Die Mitarbeiter waren froh, dass es endlich was zu tun gibt.“
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