Für Schulgespräche

Dolmetscher für Eltern, die nicht Deutsch sprechen

Österreich
14.03.2021 06:00

Erst waren es nur Pilotprojekte, jetzt wird das Projekt in ganz Österreich ausgerollt: Für Eltern, die kaum Deutsch sprechen, sollen in Sprechstunden an Schulen in Zukunft im großen Stil ausgebildete Video-Dolmetscher zugeschaltet werden. Bisher übersetzten in solchen Fällen häufig andere Lehrkräfte - oder gar die Kinder selbst, heißt es aus dem Bildungsressort. Minister Heinz Faßmann (ÖVP) nennt den flächendeckenden Einsatz von Video-Dolmetschern einen „wichtigen Beitrag zur Stärkung der Integrationsarbeit“,  der auch „Pädagogen entlastet“.

Die Dolmetschleistungen können auf vielfache Weise genutzt werden, heißt es aus dem Bildungsministerium und in den neuen Broschüren der Kampagne zum Projekt, das mit dem Solgan „Wir verstehen uns“ beworben wird.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

In Sprechstunden oder auf Sprechtage komme es immer wieder Verständigungsschwierigkeiten oder kulturell bedingten Missverständnissen, hier soll Video-Dolmetsch per Tablet, Laptop oder Handy Abhilfe schaffen. Vorwiegend soll der Video-Dolmetscher bei terminlich vereinbarten Gesprächen mit den Eltern und Erziehungsberechtigten, also z. B. bei verpflichtenden Kind-Eltern-Lehrer-Gesprächen, zum Einsatz kommen - aber auch für spontane Gespräche, wenn sich z. B. bei der Abholung des Kindes Fragen ergeben. Das Angebot kann sowohl für Elternsprechtage als auch für Elternabende abgerufen werden, heißt es.

(Bild: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung)

Datenschutz: Dolmetsch mittels verschlüsseltem System
Betont wird auch die Einhaltung des Datenschutzes: die Dolmetsch-Arbeit erfolge mittels eines verschlüsselten Systems. Der Inhalt der Gespräche wird den Angaben zufolge vertraulich behandelt und keinesfalls aufgezeichnet oder weitergegeben. Alle qualifizierten Dolmetscher unterliegen einer Verschwiegenheitspflicht und unterzeichnen eine Datenschutzerklärung, heißt es dazu in der Info-Broschüre.

Das Bildungsministerium nennt als Projektstart die Zeit nach Ostern. Die Anmeldung für die die Standorte läuft ab sofort unter bildung@savd.at. Jeder Schulstandort, der Bedarf hat, kann mitmachen, das Angebot umfasst insgesamt 34 Sprachen. SAVD ist auch die Firma, die bei der Ausschreibung den Zuschlag erhielt, die Dolmetscher für das Projekt zu stellen.

Im öffentlichen Bereich - im Gesundheitswesen, Justizvollzug und auch im kommunalen Umfeld - nutzen laut Firmenwebsite bereits mehr als 700 Kunden die Services der Audio- und Videodolmetsch-Experten von SAVD. Geschäftsführer Feldin Smajlovic wurde zuletzt für seine Plattform mit dem CAt- Award 2020 für Österreich ausgezeichnet. Das 2014 in Wien gegründete Unternehmen hatte zuvor unter anderem 2015 den Staatspreis in der Kategorie e-Health, e-Government, Bürgerservices und Open Data gewonnen und mittlerweile auch nach Deutschland expandiert.

Pilotphase mit „vielen positiven Rückmeldungen“
In der Pilotphase war der Video-Dolmetscher bereits in Wien und Niederösterreich an vier Schulen im Einsatz. Die Bilanz: Von November 2019 bis Juni 2020 wurde insgesamt 97 Mal gedolmetscht. Es habe „viele positive Rückmeldungen“ gegeben, daher weite man jetzt aus, so das Ministerium.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)

Minister Faßmann spricht von einem wichtigen Beitrag zur Integrationsarbeit im Bildungsbereich: „Österreich nimmt mit dem Einsatz von Video-Dolmetschern an den Schulen eine wichtige Vorreiterrolle ein. Solch ein flächendeckendes Angebot für Dolmetsch-Leistungen an Bildungseinrichtungen hat es bisher noch nicht gegeben“. Auch würden damit die Pädagogen entlastet, so Faßmann.

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