Londoner erbost

Sarah-Everard-Gedenken: Polizei zerrt Frauen weg

Ausland
14.03.2021 14:48

Heftige Kritik muss sich die Polizei in London nach einem Einsatz bei einer Mahnwache gefallen lassen. Die Beamten haben am Samstagabend mehrere Teilnehmerinnen gewaltsam vom Ort des Gedenkens weggezerrt. Zuvor gab es zwar Warnungen, dass solche eine Versammlung gegen die Corona-Regeln verstoßen würde, dennoch wird das Vorgehen der Beamten selbst vom Bürgermeister als „inakzeptabel“ bezeichnet.

Die Teilnehmer der Mahnwache gedachten am Samstagabend der 33-jährigen Sarah Everard, deren Leiche in einem Waldstück in der südostenglischen Grafschaft Kent entdeckt worden war. Sie war am 3. März in der Nähe des Parks Clapham Common zuletzt lebend gesehen worden. Im Verdacht steht ein 48 Jahre alter Polizist, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt.

Das letzte Bild von Sarah Everard wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen. (Bild: AFP)
Das letzte Bild von Sarah Everard wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen.

Massen strömten tagsüber zum Gedenkort - auch Herzogin Kate
Den ganzen Tag über hatten Menschen am Samstag Blumen an dem improvisierten Gedenkort niederlegt, darunter war auch Herzogin Kate, wie Palastkreise bestätigten. Ein offizieller Aufruf für eine Mahnwache am Abend war dann wieder zurückgenommen worden, nachdem Gespräche mit der Polizei über eine Durchführung unter Beachtung der Corona-Maßnahmen gescheitert waren.

(Bild: AFP)

„Schwierige Entscheidung“ für die Polizei?
Die Menschen kamen aber trotzdem und bald schon eskalierte die Situation mit der Polizei. Auf Videos ist zu sehen, wie Polizisten mehrere Frauen gewaltsam von dem Musikpavillon im Clapham Common Park wegzerrten. „Die Beamten vor Ort waren mit einer sehr schwierigen Entscheidung konfrontiert“, rechtfertigte eine Scotland-Yard-Sprecherin den Einsatz später, bei dem es vier Festnahmen gegeben hatte. Die Menschen hätten am Abend eng zusammengestanden, dabei sei das Risiko von Übertragungen des Coronavirus sehr hoch gewesen.

(Bild: AFP)
(Bild: AFP)

Szenen „inakzeptabel“ und „verstörend“
Londons Bürgermeister Sadiq Khan bezeichnete die Szenen des Polizeieinsatzes als „inakzeptabel“. Die Polizei habe zwar die Verantwortung, die Corona-Maßnahmen durchzusetzen, aber von den Bildern werde klar, dass die Reaktion der Beamten „weder angemessen noch verhältnismäßig“ war, so der Labour-Politiker.

Die konservative Innenministerin Priti Patel bezeichnete die Aufnahmen als teilweise verstörend. Sie habe einen „vollständigen Bericht“ von Scotland Yard zu den Ereignissen angefordert. Der Fraktionsvorsitzende der Liberaldemokraten im britischen Parlament, Ed Davey, forderte die Londoner Polizeichefin Cressida Dick zum Rücktritt auf. Die Szenen des Polizeieinsatzes seien eine Schande für die Metropolitan Police, so Davey auf Twitter.

Quelle: APA

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