Der türkis-grüne Koalitionsstreit über Fehler bei der Beschaffung des Corona-Impfstoffs lässt sich nun erstmals in Zahlen gießen. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums hätte Österreich rund 100.000 zusätzliche Impfdosen für das zweite Quartal bestellen können, wenn der zuständige - und mittlerweile abgezogene - Spitzenbeamte Clemens Martin Auer das volle Kontingent ausgeschöpft hätte.
Aus Anschobers Büro hieß es dazu, dass Auer die Weitergabe der Information an den Gesundheitsminister unterlassen hätte, dass es in einem zweiten Topf nicht abgerufene Mengen gegeben habe. Dabei habe es sich um eine mögliche Zusatzbestellung über die schon georderten 30,5 Millionen Impfdosen hinaus gehandelt.
Insider: „Verlust von bis zu 750.000 Dosen“
Die Zahl von 100.000 Impfdosen sei jedoch mit Vorbehalt zu sehen, weil sie auch davon abhängig war, wie viele andere Länder aus diesem zweiten Topf nicht abriefen. Der Reservetopf speise sich aus von den Mitgliedsstaaten nicht beanspruchten Impfdosen und sei daher beschränkt. Laut EU-Insidern könnte im Falle einer Fortsetzung der derzeitigen Abläufe bei der Impfstoff-Beschaffung die Zahl der „verloren gegangenen“ Impfdosen in den kommenden Monaten auf ein Vielfaches anwachsen. Die Rede ist gar von bis zu 750.000 Impfdosen.
Für das zweite Quartal habe Österreich bei Biontech/Pfizer und Moderna insgesamt 4,6 Millionen, bei AstraZeneca 1,2 Millionen bestellt, also insgesamt 5,8 Millionen Impfdosen.
Gesamtkosten knapp unter 400 Millionen Euro
Insgesamt umfasst das österreichische Impfstoffportfolio bis dato 30,5 Millionen Dosen. Im Detail sind das: 5,9 Millionen von AstraZeneca, 2,5 Millionen von Johnson & Johnson, 11,1 Millionen von Biontech/Pfizer, drei Millionen von CureVac, 4,7 Millionen von Moderna, 1,9 Millionen von Novavax und 1,2 Millionen von Valneva sowie 200.000 von Sanofi. Die Kosten dafür liegen bei 388,3 Millionen Euro.
Nicht ganz eine Million Dosen schon verimpft
Mit Stand Montag sind laut Daten der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC insgesamt 1,37 Millionen Impfdosen an Österreich geliefert worden. Gegliedert nach Hersteller: 875.745 von Biontech/Pfizer, 369.600 von AstraZeneca und 122.400 von Moderna. Davon wurden rund 981.000 verimpft, was in etwa 72 Prozent der gelieferten Menge entspricht.
Laut Finanzministerium wurden bisher 53 Millionen Euro für Corona-Impfstoff freigegeben. Bis Ende 2020 waren es rund 22 Millionen Euro, im laufenden Jahr bis dato 30,9 Millionen Euro.
Budgetfreigaben „innerhalb weniger Tage“
Zudem hielt man im Finanzministerium fest, dass bisher Anfragen für Budget-Freigaben des Gesundheitsressorts für Impfstoffe „innerhalb weniger Tage“ erfolgten. Das Gesundheitsressort habe für heuer 120 Millionen für die Beschaffung von Impfstoffen in seinem Budget angemeldet. Darüber hinaus stünden im Covid-Fonds bis zu 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, auf die bei Bedarf zugegriffen werden könne.
Quelle: APA
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