Aber „kein Urteil“
Vatikan: Segnung homosexueller Paare nicht möglich
Homosexuelle und die katholische Kirche - eine Streitgeschichte ohne Ende, die jetzt um ein Kapitel reicher ist: Wie es aus dem Vatikan heißt, können homosexuelle Paare keinen Segen der katholischen Kirche erhalten. Dies sei keine ungerechte Diskriminierung und „kein Urteil über die Person“, geht aus einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme der vatikanischen Glaubenskongregation hervor.
Die Kirche habe nicht die Befugnis, gleichgeschlechtlichen Verbindungen den Segen zu erteilen. Eine Segnung homosexueller Paare könne daher als „unerlaubt“ betrachtet werden, teilte die Glaubenskongregation als Antwort auf ein vorgelegtes „Dubium“ mit, wie der Vatikan am Montag bekannt gab. Priestern sei es nicht erlaubt, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, die um eine Art religiöse Anerkennung ihrer Vereinigung bitten.
Die Erklärung wird nach Darstellung der Glaubenskongregation vom „aufrichtigen Wunsch“ geleitet, „homosexuelle Personen anzunehmen und zu begleiten, denen Wege des Wachstums im Glauben vorgeschlagen werden“, wie es auch in der Exhortation Amoris laetitia heißt, berichtete Radio Vatikan.
Grundlegende Unterscheidung zwischen Personen und Verbindungen
Grundlegend ist im Text der Kongregation die Unterscheidung zwischen Personen und Verbindungen. Die negative Antwort auf die Segnung der Verbindung beinhaltet in der Tat kein Urteil über die einzelnen betroffenen Personen, denen „mit Achtung, Mitgefühl und Takt“ zu begegnen ist, wobei „jedes Zeichen ungerechter Diskriminierung“ vermieden werden muss, wie lehramtliche Dokumente bereits bekräftigt haben.
Erst im vergangenen Herbst hatte der Papst mit Äußerungen zum Thema Homosexualität weltweit für Schlagzeilen gesorgt. In einer Szene des im Oktober 2020 vorgestellten Films „Francesco“ befürwortete er - deutlich wie nie - eingetragene zivile Partnerschaften für homosexuelle Paare. Es folgten teils überschwängliche Schlagzeilen in zahlreichen Ländern. Manche erweckten gar den Eindruck, der oberste Repräsentant der katholischen Kirche sei plötzlich zum Verfechter eines homosexuellen Lebenswandels geworden. Das ist freilich nicht der Fall. Schon bald wurden unter anderem Vorwürfe laut, der Regisseur der Doku habe die Aussagen des Kirchenoberhaupts aus dem Kontext gerissen bzw. verkürzt wiedergegeben.
Kirche betrachtet Homosexualität als Sünde
Die katholische Kirche betrachtet Homosexualität traditionell als Sünde. Eine Richtlinie für die Priesterausbildung von 2016 betont die Notwendigkeit sexueller Abstinenz und den Ausschluss Homosexueller von der Ordination. In einem 2003 von der römischen Glaubenskongregation veröffentlichten Schreiben heißt es: „Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen.“
Franziskus hatte zu Beginn seines Pontifikats noch Hoffnungen auf eine Liberalisierung der kirchlichen Haltung zur Homosexualität geweckt. Im Jahr 2013 sagte er: „Wer bin ich, über Homosexuelle zu richten?“ Seine seither veröffentlichten Aussagen decken sich aber deutlich mit der traditionellen Haltung seiner Kirche.
So hatte der Papst vor einigen Jahren in einem Interviewbuch seine Sorge über Homosexuelle unter den Klerikern geäußert: „In unseren Gesellschaften scheint Homosexualität eine Mode zu sein, und dies beeinflusst in gewisser Weise auch das Leben der Kirche.“ Im geweihten Leben gebe es für gleichgeschlechtliche Liebe aber keinen Platz, sagte das Kirchenoberhaupt 2018.
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