„Es begann wie im Märchen“, sagte die Korruptionsjägerin im Schwurgerichtssaal des Salzburger Landesgerichts. Dort, vor einem Schöffensenat, endete das Gold-Märchen. Schweren gewerbsmäßigen Betrug, Veruntreuung, betrügerische Krida und auch Beweismittelfälschung wirft Silvia Thaller, Staatsanwältin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, den zwei Angeklagten vor: einem Deutschen (53) und einem Steirer (58).
Die beiden hatten die Firma „Goldprofessional“ 2008 gegründet - zuerst in Großbritannien, dann auch in Österreich, der Schweiz und in Deutschland. „Die Anleger haben den Angeklagten ihr Geld anvertraut, um es in Gold und Silber zu veranlagen. Doch die Angeklagten spiegelten nur vor, Edelmetall anzukaufen und zu lagern. Tatsächlich haben sie das Geld für private Zwecke genutzt“, erläutert Thaller.
Tatsächlich haben sie das Geld für private Zwecke genutzt.
Silvia Thaller, Staatsanwältin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft
Aufgekommen ist der mutmaßliche Betrug durch die Finanzmarktaufsicht in der Schweiz – dort hatten nämlich die zwei Geschäftsführer eine gleichnamige Aktiengesellschaft. 2010 eröffneten sie neben einer Zweitniederlassung hier in Österreich auch ein Geschäft in der Salzburger Dreifaltigkeitsgasse: „Die österreichische GmbH war Erfüllungsgehilfin für die Schweizer AG“, so Thaler. Als die Schweizer zu ermitteln begannen, beschlossen die Geschäftsführer den Umzug nach Berlin.
Ein „Schneeballsystem“ mit Gold und Silber
Sie wollten dort mit ihrem „gut ausgeklügelten Schneeballsystem“ weitermachen. Wie das System funktionierte? Ähnlich wie ein Bausparvertrag: Kunden zahlten monatliche Beträge ein. Das Geld hätte in Gold und Silber angelegt werden sollen. Und nach sechs Jahren hätten es die Kunden ausgeliefert bekommen, erklärt die Anklägerin. Vermögenswerte von gerade mal 90.000 Euro konnten die Ermittler sicherstellen. In Dubai war überhaupt kein Edelmetall gelagert.
Den Angeklagten ging es immer um das Wohl der Gesellschaft.
Verteidiger Peter Rittinger
„Die Anleger sind um ihr Geld umgefallen“. Und was machten die Chefs? „In einer kritischen Phase erhöhten sie ihr Gehalt von 7000 auf 15.000 Euro“, sagt Thaller. Geld soll gar in eine eigene Schmucklinie gesteckt und an der Börse verspielt worden sein. Sogar ein Raubüberfall soll fingiert worden sein, um die Ermittler zu täuschen.
Doch beide Angeklagten, die mehr als ein Jahr in U-Haft saßen, sehen sich als Unschuldige: „Den Angeklagten ging es immer um das Wohl der Gesellschaft“, erklärte Verteidiger Peter Rittinger. Er schilderte einen Kaufvertrag, wonach Edelmetall bis zu neun Millionen Euro gesichert war. „Mein Mandant kann nicht glauben, dass das Edelmetall nicht gelagert war“, fordert Rittinger einen Freispruch. Verhandelt wird noch bis nächste Woche.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.