Gegen Trend in der EU

AstraZeneca: Impfgremium empfiehlt Fortsetzung

Politik
15.03.2021 22:31

Österreich trotzt dem europäischen Trend und wird weiter mit dem Vakzin von AstraZeneca impfen. Eine entsprechende vorläufige Empfehlung hat am Montagabend das Nationale Impfgremium ausgesprochen. Allerdings wurde auch klargestellt, dass noch Daten fehlten. Daher könne man keine „abschließende Empfehlung“ abgeben, heißt es in einer Aussendung des Gremiums, das nach dem Impfstopp unter anderem in Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien tagte.

Die bis jetzt eingelangten Meldungen vermuteter Nebenwirkungen diverser europäischer Länder seien derzeit noch inkomplett und schwer vergleichbar, sodass sich keine zusammenfassende Aussage oder eindeutigen Schlüsse tätigen ließen, schreibt das Gremium.

AstraZeneca: Für Experten „ein guter Impfstoff“ (Bild: Reuters)
AstraZeneca: Für Experten „ein guter Impfstoff“

Ministerium: „Keinen Grund, anstehende Impfungen abzusagen“
Stand Montagabend sieht die Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium Maria Paulke-Korinek keinen Grund, die anstehenden Impfungen abzusagen. Für sie hat der Impfstoff ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis. Freilich schränkte die Spitzenbeamtin in der „ZiB 2“ ein, dass man im nationalen Impfgremium nur die österreichischen Daten zur Verfügung habe. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA sammle und evaluiere alle europäischen Daten. Daher sei es „wirklich notwendig“, auf diese Informationen zu erwarten. 

Neuerliche Debatten am Dienstag
Am Dienstag würden neue Daten der EMA vorgelegt, die als Entscheidungsgrundlage für das weitere Prozedere dienen sollten. Das Impfgremium wird daher am Dienstag wieder debattieren. Eine öffentliche Stellungnahme der EMA wird am Donnerstag erwartet. Bis dahin werde empfohlen, das Impfprogramm in Österreich unverändert weiterzuführen. 

Immer mehr Länder stoppen AstraZeneca-Impfungen
Immer mehr EU-Staaten gaben mittlerweile bekannt, Corona-Impfungen mit AstraZeneca vorübergehend auszusetzen. Am Montagnachmittag kündigte die deutsche Regierung an, das Vakzin vorläufig nicht mehr zu verabreichen. Wenig später folgten auch Frankreich, Italien und Slowenien. Die Länder sprachen von einer Vorsichtsmaßnahme, die gelten solle, bis sich die EMA über die Sicherheit des Impfstoffes ausspreche.

(Bild: AFP)

Anschober will gesamteuropäisches Vorgehen
Österreich sieht die nationalen Entscheidungen zum vorsorglichen Impfstopp mit AstraZeneca kritisch. Nötig sei vielmehr eine „raschestmögliche, klare Stellungnahme von den europäischen Behörden für ein gemeinsames gesamteuropäisches Vorgehen“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montagabend in Wien. „Wir haben uns bei den Impfungen auf ein gemeinsames europäisches Vorgehen geeinigt. Nationale Einzelgänge sind in diesem Zusammenhang weder effektiv noch vertrauensbildend“, so Anschober.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)

Derart weitreichende Entscheidungen müssten durch fundierte Daten und Fakten eindeutig belegt sein. Derzeit gebe es keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff von AstraZeneca und den aktuell diskutierten gesundheitlichen Ereignissen, die auch bei ungeimpften Personen auftreten könnten.

Hofer für Stopp, WHO dagegen
FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer forderte unterdessen erneut den „sofortigen Stopp“ der AstraZeneca-Impfungen. Nach den „immer häufiger auftretenden Komplikationen“ müsse Österreich nachziehen. Die Weltgesundheitsbehörde WHO wiederum appellierte an die Welt, die Impfungen aufgrund der Sicherheitsbedenken nicht zu pausieren.

Quelle: APA

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