Mit meiner Weltreise ist es dank Covid-19 nur bedingt etwas geworden, aber für die letzte Etappe habe ich mir Thailand ausgesucht. Wer in das wunderschöne und vielfältige Land einreisen möchte, muss sich das derzeit allerdings noch mit 15 Tagen Quarantäne „verdienen“. Ein Einblick in die „neue Realität“ des Reisens!
Von unnötigen Reisen ins Ausland wird in Zeiten einer Pandemie abgeraten. Was aber, wenn man das Risiko minimieren kann? Mitzubringen sind genügend Zeit und ein paar Euro extra. Thailand ist ein beliebtes Urlaubziel vieler Österreicher und eines jener Länder, das massiv vom Tourismus abhängig ist und daher die Grenzen schrittweise für Reisende öffnet.
Thailand hat sich gut geschlagen
Das australische Lowy Institute hat ein Ranking der Nationen bezüglich deren Umgangs mit Covid-19 erstellt, berechnet aus den Zahlen zu Erkrankungen, Todesfällen und Tests gemessen an der Bevölkerungsdichte. Thailand belegte den vierten Platz nach Neuseeland, Vietnam und Taiwan. Österreich finden Sie übrigens weiter unten auf der Nummer 42. Eine Studie des deutschen Unternehmens Tourane erklärte Thailand im vergangenen August zudem zum „sichersten Reiseland während der Pandemie“.
Woran liegt es?
Thailand hat auf das Virus schnell und streng reagiert. Grenzen (auch innerhalb des Landes) und Schulen wurden geschlossen. Es gab eine nächtliche Ausgangssperre. Bis heute gibt es diverse Restriktionen in der Provinz Samut Sakhon, wo gehäuft Corona-Tests positiv ausfallen. Ein großer Vorteil waren die klare Kommunikation durch die Behörden, der ausgeprägte zivile Gehorsam und die Tatsache, dass selbst kleine Kinder in Thailand daran gewöhnt sind, Gesichtsmasken zu tragen, und man sich statt mit Handschlag mit einem „Wai“ begrüßt, also gefalteten Händen und einem Nicken.
Egoismus hat in einer Pandemie keinen Platz
Als mein Visum für Australien abzulaufen drohte, wollte ich meine nächste Station mit Bedacht auswählen. Eine globale Pandemie ist nicht die Zeit für Egoismus und Backpacking. Aber ganz ehrlich: Ich muss noch nicht nach Österreich zurück, warum sollte ich dann freiwillig in einen Lockdown heimkehren? Gerade dann, wenn ich in einem anderen Land vor dem Virus sicherer bin und mich freier bewegen kann?
Für die meisten Länder gilt das leider nicht. Meinen Traum von Mittel- und Südamerika musste ich also begraben, auch wenn es viele Touristen derzeit nach Mexiko oder Brasilien zieht, wo die Einreise jeweils einfach und die Covid-Strategie schwierig ist. Auch Tansania steht hoch im Kurs, dort negiert man das Virus komplett. Ich entschied mich aber für Thailand und die 15 Tage „Einzelhaft“ im Hotelzimmer. Sicher ist sicher, und vor allem bleibt mein Gewissen rein.
Dokumente, Tests und Nachweise
Es gibt zahlreiche Visa-Optionen sowie sogar die Visa-freie Einreise, die aber nur für 45 Tage Aufenthalt berechtigt. Verlängerungen sind grundsätzlich möglich, die aktuellen und verlässlichen Informationen dazu findet man auf der Website der thailändischen Botschaft. Dort kann man auch erfragen, welche Dokumente, Tests und Nachweise zu erbringen sind (Spoiler: eine ganze Flut). Derzeit für alle gleich: ein 15-tägiger Aufenthalt in einem staatlich bewilligten Quarantäne-Hotel. Kostenpunkt etwa ab 700 Euro, je nach Luxuslevel nach oben offen.
Strenge Regeln im Quarantäne-Hotel
Ein paar Regeln sind in allen Quarantäne-Hotels gleich, zum Beispiel sind der Konsum von Alkohol oder die Benützung des Swimmingpools streng verboten. Alle Gäste werden isoliert und zweimal auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet. Abgesehen davon scheinen die Einrichtungen aber ihre eigenen Gesetze aufzustellen - mir wurde aus Sicherheitsgründen kein Messer ausgehändigt, dafür durfte ich nach meinem ersten negativen Test bereits eine Stunde täglich in den Innenhof. Am besten vor der Buchung genau erfragen!
Die anderen Gäste in meinem Hotel waren eine bunte Mischung verschiedenster Nationalitäten - vom Covid-Flüchtling über den klassischen Klischee-Sextouristen bis hin zu Menschen, die hier eine Familie oder ein Business haben, war alles dabei. Viele halten den Lockdown im eigenen Land nach einem Jahr Pandemie schlichtweg nicht mehr aus.
Man braucht ausreichend Zeit und Geld
Wer sich für Thailand entscheidet, muss Zeit mitbringen. Denn die 15 Tage Quarantäne sind kein Urlaub mit Pool, Restaurant oder gar Strand. Der geht erst danach los. Und bei der Heimkehr nach Österreich wartet Quarantäne Nummer zwei auf Sie, auch wenn man sich nach ein paar Tagen „freitesten“ kann. Und: Was heute noch gilt, kann in zwei Wochen schon hinfällig sein, vor allem auf thailändischem Boden.
Der Tagesablauf in der Quarantäne
Ich habe meine 15 Tage erstaunlich gut überstanden - faul sein liegt mir besser als gedacht. Meinen typischen Tagesablauf in der Quarantäne habe ich Ihnen bereits in meinem letzten Artikel geschildert. In den kommenden Wochen werde ich das Land bereisen. Die große Flut an Touristen steht noch aus, viele Restaurants, Bars und Geschäfte sind geschlossen, dafür sind die sonst überlaufenen Strände angenehm leer.
Kein Aufruf, sondern „neue Realität“
Ich rate Ihnen nicht, nach Thailand oder überhaupt irgendwohin zu fliegen. Aber hier hat man einen Weg in die „neue Realität“ des Reisens gefunden. Denn künftig werden wir uns wahrscheinlich vornehmlich mit Tests, Impfpass und/oder Quarantäne die Welt anschauen können.
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