Prüft Todesfälle noch

EMA weiter „überzeugt“ von AstraZeneca-Nutzen

Ausland
16.03.2021 15:11

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ist weiter vom Nutzen des Impfstoffes von AstraZeneca überzeugt. Das hat EMA-Chefin Emer Cooke am Dienstagnachmittag erklärt. Experten würden weiterhin untersuchen, ob zwischen der Impfung und aufgetretenen Fällen einer Blutgerinnung ein Zusammenhang bestehe, am Donnerstag würden die Ergebnisse bekannt gegeben. Unterdessen sorgt das Aussetzen der Impfungen mit AstraZeneca in weiten Teilen Europas für Kritik. 

Die Prüfung des AstraZeneca-Impfstoffs nehme die EMA nach den Worten ihrer Chefin „ernst“. Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass der Coronavirus-Impfstoff von AstraZeneca eine Blutgerinnung verursacht, so Cooke bei der Pressekonferenz. Die Zahl der aufgetretenen Fälle sei nicht höher als in der Gesamtbevölkerung. Die Vorteile des Mittels würden die Risiken überwiegen, die Experten gaben sich vom Nutzen des Mittels „zutiefst überzeugt“.

(Bild: AP)

Impfstopp in mehreren Ländern sorgt für Kritik
Unterdessen sorgt das Aussetzen der Impfungen mit AstraZeneca in weiten Teilen Europas für Kritik. Italiens Arzneimittelaufsicht Aifa stuft das Mittel als sicher ein. Das Verhältnis von Nutzen zu Risiko sei „weitgehend positiv“, sagte Aifa-Direktor Nicola Magrini der Zeitung „La Repubblica“. Frankreich erwartet, dass die EMA das Vakzin des britisch-schwedischen Konzerns schon am Donnerstag wieder freigeben wird. Kritik kam auch von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery: „Dass Menschen Thrombosen und Lungenembolien bekommen, muss nicht unbedingt etwas mit der Impfung zu tun haben“, sagte Montgomery dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Die deutsche Regierung rechtfertigte ihre Entscheidung, die Impfungen auf Eis zu legen, damit, dass man nach der Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) nicht anders handeln habe können. Nachdem bereits fünf europäische Länder die Impfungen ausgesetzt hatten, registrierte das PEI am Montag insgesamt sieben Fälle einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen unter mehr als 1,6 Millionen Impfungen. Der Anteil der Fälle sei höher als in der Allgemeinbevölkerung, „sodass hier nicht auszuschließen ist, dass wirklich die Ursache in der Impfung liegt“, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek dem „ZDF heute journal“.

(Bild: AFP)

Als eine mögliche EMA-Entscheidung wird in deutschen Regierungskreisen eine weitere Nutzung des Impfstoffes mit einer Warnung oder Einschränkung für Thrombose-gefährdete Patienten gesehen. 

Kurz hofft auf schnelle „Klarstellung“ der EMA
Österreich impft gemäß der Empfehlung des österreichischen Impfgremiums bis zur Bewertung durch die EMA mit AstraZeneca. „Wir vertrauen hier auf unsere Expertinnen und Experten, die hier eine klare Entscheidung getroffen haben, alle zugelassenen Impfstoffe auch weiterhin zu verwenden“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag in einer Pressekonferenz in Wien. „Das ist ein Fleckerteppich innerhalb Europas, der nicht ideal ist“, sagte der Regierungschef. Daher hoffe er, „dass es schnell zu einer Klärung dieser Frage kommt“. Der Kanzler forderte eine „Klarstellung“ bezüglich des Impfstoffes von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA.

Bundeskanzler Kurz (Bild: APA/Roland Schlager)
Bundeskanzler Kurz

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sieht die Lösung weiterhin auf „gesamteuropäischer Ebene“. Insgesamt sind bisher EU-weit 6,9 Millionen Menschen mit AstraZeneca geimpft worden, in Österreich waren es 220.000. Diese Zahlen müsse man „in Relation mit den Nebenwirkungen“ sehen, betonte Anschober. Wie der aktuelle Bericht über Nebenwirkungen des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) festhält, hat es bislang keinen einzigen Todesfall gegeben, der unmittelbar in Zusammenhang mit der Impfung steht.

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