Neue Schuldzuweisungen

Impfmanagement kommt nicht aus der Kritik

Politik
16.03.2021 18:30

Bundeskanzler Sebastian Kurz trommelte in Wien mehrere osteuropäische Regierungschefs zusammen, um eine Änderung der EU-weiten Impfstoffverteilung zu fordern. Just an diesem Tag wurde ein weiterer Rückschlag offenbar: Österreich ließ sich laut Berichten auch große Mengen des Impfstoffs von Johnson & Johnson entgehen.

Tag fünf der Debatte um ungleiche Impfverteilung in der Europäischen Union - und immer noch ist kaum Entspannung in Sicht.

Neue osteuropäische Achse rund um Österreich
Da wäre etwa die neue osteuropäische Achse rund um Österreich: Die Premierminister aus Slowenien, Bulgarien und Tschechien sind eigens nach Wien gereist, um Europa gemeinsam mit Kanzler Kurz und den per Video zugeschalteten Regierungschefs aus Lettland und Kroatien zu Änderungen bei der ungleichen Vakzin-Verteilung zu drängen. Künftig, so Kurz und die Länder, die wie Österreich teils stark auf den von Lieferproblemen geplagten Impfstoff von AstraZeneca gesetzt haben, müsse streng nach Bevölkerungsschlüssel verteilt werden.

Von links nach rechts: Die Regierungschefs Janez Jansa (Slowenien), Bojko Borissow (Bulgarien), Sebastian Kurz und Andrej Babis (Tschechien). (Bild: AP)
Von links nach rechts: Die Regierungschefs Janez Jansa (Slowenien), Bojko Borissow (Bulgarien), Sebastian Kurz und Andrej Babis (Tschechien).

Bisher bestellten ja, von allen EU-Staaten so vereinbart und auch von Österreichs Beamten mitgetragen, die Länder von den ihnen zustehenden Kontingenten abweichende Mengen, worauf sich unter anderem der Unterschied beim Impftempo zurückführen lässt.

Johnson & Johnson: Österreich hätte mehr bestellen können
Und in eben dieser Angelegenheit - dem (Nicht-)Bestellen eigentlich zustehender Impfdosen - gibt es erneut Wirbel: Laut Berichten hätte Österreich nämlich auch vom Impfstoff Johnson & Johnson, der nur einmal verabreicht werden muss, wesentlich mehr bestellen können. 3,9 Millionen Dosen davon wären für Österreich reserviert gewesen, aber nur zweieinhalb Millionen hat man sich letzten Endes gesichert.

Beim Impfstoff von Johnson & Johnson reicht eine Dosis aus. (Bild: AP)
Beim Impfstoff von Johnson & Johnson reicht eine Dosis aus.

Kritik an Anschober, Minister kalmiert
Für die NEOS ist dies ein Grund, Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) neuerlich zum Rücktritt aufzufordern. Dieser kalmiert indes einmal mehr: Man habe eben im vergangenen Herbst nicht von allen Anbietern das volle Kontingent ausgeschöpft und ein eigenes Impf-„Portfolio“ entwickelt.

Von ÖVP-Seite heißt es, entscheidend sei ausschließlich, dass Österreich den korrekten Impfanteil bekomme. Damit das gewährleistet wird, spricht Kanzler Kurz am Mittwoch per Videokonferenz mit Ratspräsident Michel und Regierungschefs.

Kronen Zeitung

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