Der Leiter der Uni-Klinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien, Markus Zeitlinger, im „Krone“-Interview über die Arbeit der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und Impfstopps - und die Bitte, nicht etwa aus Sorge vor Thrombosen Blutverdünner zu schlucken.
„Krone“: Die Europäische Arzneimittelbehörde ist vorerst weiter für das Verimpfen von AstraZeneca.
Markus Zeitlinger: Wir haben eine Zulassungsbehörde, die die Verantwortung dafür übernimmt, ob Medikamente auf den Markt kommen oder nicht. Die EMA sieht sich bei allen Arzneien Kosten und Nutzen an und wägt genau ab. Die Covid-Impfstoffe haben vorläufige Marktzulassungen mit Auflagen bekommen. So sind Kontrollen von Meldungen und Nebenwirkungen nicht nur einmal monatlich, sondern jederzeit möglich, und das passiert auch jetzt. Es wird überprüft, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Vorfällen und Impfungen gibt. Natürlich können die Prüfungen auch dazu führen, dass ein Impfstoff nicht mehr zugelassen wird, was ich hier für unwahrscheinlich halte, oder dass etwa weitere Informationen dazu in die Fachliteratur aufgenommen werden.
Sehen Sie derzeit einen Anlass für einen Impfstopp?
Wenn man das tun würde, dann wäre das aus momentaner Sicht eine Vorsichtsmaßnahme ohne klaren Beweis für einen Zusammenhang zwischen Vorfällen und Impfung - wie es die betroffenen Länder ja auch selbst gesagt haben.
Was können Sie besorgten Menschen raten?
Was wirklich wichtig ist: dass Menschen jetzt nicht aus Angst vor Thrombosen anfangen, Blutverdünnungsmittel einzunehmen. Es gibt nicht den geringsten Beweis, dass das etwas bringt. Das würde mehr Schaden anrichten als helfen, da könnten wir es mit Dutzenden Blutungen zu tun bekommen, etwa im Magen-Darm-Trakt.
Kronen Zeitung
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