Ein Argument, das immer wieder gegen höhere Tierschutzstandards in der Fleischproduktion ins Treffen geführt wird, ist, dass die Konsumenten sich teureres Fleisch nicht leisten könnten. Die Ergebnisse einer neuen Studie legen nun nahe, dass Fleisch aus Tierwohlhaltung durchaus leistbar ist. Ein Schweinsschnitzel würde nur um sieben Cent mehr kosten.
Würden alle Forderungen des Tierschutzvolksbegehrens in der Schweinemast umgesetzt, würde das zu Mehrkosten von rund 50 Cent pro Kilo Schlachtgewicht führen würde. 35 Cent wären es, wenn bestehende Tierwohlförderungen einberechnet wären. Bei einem Schnitzel mit 200 Gramm blieben sieben Cent für den Konsumenten übrig, so die Bürgerinitiative oekoreich, die Nachfolgerin des Tierschutzvolksbegehrens, am Mittwoch.
Die Zahlen stammen aus einer Studie, die in „Berichte über Landwirtschaft - Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft“ veröffentlicht wurde. Die beiden Wissenschaftler Leopold Kirner und Bernhard Stürmer von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik erhoben die Mehrkosten, die es für die Umsetzung von Tierschutzmaßnahmen in Schweinemastbetrieben braucht.
Umgerechnet aufs Schwein geringe Mehrkosten
In der Maximalvariante „Tierwohlstandard 2“ wird mit doppeltem Platzangebot (1,4 Quadratmeter pro Schwein) mit getrenntem Fress- und Liegebereich ohne Vollspalten, mit Einstreu und Auslauf und dem Verbot von Schwanzkupieren und betäubungsloser Kastration sowie mit gentechnikfreier Fütterung kalkuliert. In der zweithöchsten Stufe, dem „Tierwohlstandard 1“, mit 1,1 Quadratmetern pro Schwein und ohne Vollspalten, mit Einstreu und Auslauf, sind es überhaupt nur noch 8,5 Cent pro Kilo oder weniger als zwei Cent pro Portion Schweinsschnitzel an Mehrkosten.
Die für die Studie befragten Bauern von zwölf „Tierwohlställen“ in Österreich zeigten sich zufrieden mit dem Tierwohlsystem und nannten als Grund dafür auch höhere Produktpreise. Ein solches System brauche nach Einschätzung einiger Landwirte aber auch eine zeitintensive Betreuung und sei deswegen für viele Betriebe nicht geeignet.
„Umstellung nicht auf Rücken der Landwirte“
Sebastian Bohrn Mena, Sprecher von oekoreich, hält dem entgegen, dass er mit vielen Landwirten gesprochen habe, die sofort auf Tierwohlstandards umstellen würden, wenn sie nicht auf den Kosten sitzen bleiben. „Die Umstellung darf nicht auf dem Rücken der Landwirte geschehen. Sie müssen sich auf die Politik verlassen können“, sagte Bohrn Mena im Gespräch mit krone.at. Bisher hätten rund fünf Prozent der Schweinemastbetriebe in Österreich auf Tierwohlstandards umgestellt.
Für den Tierschutzaktivisten belegt die Studie, „dass die Umsetzung der Forderungen des Tierschutzvolksbegehrens nicht nur realistisch, sondern auch leistbar ist“. Wenn Konsumenten wüssten, dass der höhere Preis den Tieren und den Landwirten zugutekomme, wären sie bereit, ihn zu zahlen, ist Bohrn Mena überzeugt. Die Mehrkosten, die die Investitionen in die Tierwohlstandards verursachen, könnten aber nicht von den Bauern getragen werden. Es sei an der Politik, die nötigen Mittel bereitzustellen.
Insgesamt würde die Umstellung selbst für die maximale Tierwohl-Variante wohl nur einen einstelligen Millionenbetrag im Jahr kosten, schätzt Bohrn Mena. Ab Ende April soll das Tierschutzvolksbegehren im Parlament behandelt werden. Davor will oekoreich mit Experten Lösungsvorschläge für eine tier- und klimafreundliche Landwirtschaft erarbeiten. Die Ergebnisse der Studie sollen in den Prozess einfließen.
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