Ich bin hocherfreut, heute Wien als Teil meiner ersten Auslandsreise seit einem Jahr zu besuchen. Als Präsident des Staates Israel bin ich mir der sowohl reichen als auch manchmal schmerzhaften Geschichte bewusst, die das jüdische Volk mit Österreich verbindet; ebenso dessen, wie wir die starken und wichtigen Beziehungen zwischen unseren Völkern und unseren Ländern weiter vertiefen können.
Wien war Wirkungsstätte von Theodor Herzl, dem Visionär der Zionistischen Bewegung, es ist jedoch auch der Ort immensen jüdischen Leidens.
Bundespräsident Van der Bellen und ich werden heute Nachmittag am Judenplatz das Denkmal für die 65.000 jüdischen Holocaust-Opfer Österreichs besuchen. Im Namen des jüdischen Volkes werde ich unser Bekenntnis wiederholen: Niemals vergessen! Niemals wieder!
Der Bundespräsident und ich werden Seite an Seite stehen, wie vor wenig mehr als einem Jahr in Yad Vashem in Jerusalem bei der historischen Zusammenkunft von 50 Staatsoberhäuptern aus aller Welt anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz-Birkenau - und wie zum Gedenken an die Reichspogromnacht vergangenen November.
Gemeinsam werden wir uns der jüdischen Leben erinnern, die so grausam ausgelöscht wurden, und versprechen, dass jüdisches Leben hier blühen wird, jetzt und in Zukunft.
Denn das Österreich von 2021 ist nicht das Österreich von 1938. Ihr Land hat sich tapfer sämtlichen Aspekten seiner Geschichte gestellt und Verantwortung dafür übernommen und damit den Weg für die heute exzellenten bilateralen Beziehungen mit Israel geebnet. Unsere Nationen haben vieles gemeinsam. Wir sind beide starke moderne Demokratien mit fortschrittlichen Wirtschafts- und sozialen Wohlfahrtssystemen, auf die wir stolz sein können.
Wir sind tief mit unserer Vergangenheit verbunden, während wir danach streben, eine bessere Zukunft zu schaffen, indem wir uns unsere Kreativität und Innovationsfähigkeit zunutze machen.
Dieses vergangene Jahr rückten wir in Anbetracht der Covid-19-Herausforderungen sogar noch enger zusammen, entwickelten praktische Lösungen für diese weltweite Krise, die unsere Leben erschüttert und so viele Opfer gefordert hat.
Leider sehen wir uns auch anderen gemeinsamen Bedrohungen gegenüber. Der tödliche Anschlag in Wien vor wenigen Monaten war eine Mahnung vor dem radikalen islamistischen Terror weltweit, der seinen Ursprung oft im Iran hat.
Doch Israel steht nicht im Krieg mit dem Islam oder mit den Völkern in unserer Region. Tatsächlich markieren unsere kürzlich geschlossenen Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Marokko und dem Sudan ein neues Zeitalter des Friedens und der Partnerschaft im Nahen Osten, und wir hoffen, dass diese uns näher an eine Verständigung mit unseren palästinensischen Nachbarn führen können. Fortschritt wird nicht durch den UNO-Menschenrechtsrat oder den Internationalen Strafgerichtshof geschaffen, sondern auf der kurzen Straße zwischen Jerusalem und Ramallah.
Mit Freunden wie Österreich an unserer Seite bin ich überzeugt, dass wir diese Reise fortsetzen können.
Reuven (Ruvi) Rivlin, Kronen Zeitung (Gastkommentar)
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