Es sind viele Themen, die dem Bundeskanzler derzeit Kopfzerbrechen bereiten müssen. Trotz steigender Infektionszahlen, Impfchaos und Trubel mit AstraZeneca stellt Sebastian Kurz im #brennpunkt-Talk mit Katia Wagner klar: Im Sommer werden wir die Pandemie besiegt haben und zum normalen Leben zurückkehren können!
Obwohl die Impfstoffbeschaffung in Europa nicht reibungslos verlaufen ist, soll, wenn es nach dem Bundeskanzler geht, bis zum Sommer jeder eine Impfung bekommen, der das auch will. „Im Sommer werden wir auf dieser Basis wieder in Normalität leben können“ und auf die entbehrliche Zeit „zurückblicken“ können, zeigt sich Kurz deutlich optimistisch.
Worüber sich der Kanzler ärgert …
Dass Österreich zuletzt weniger Impfstoff als möglich gewesen wäre bestellt hat, sei laut Kanzler „völlig inakzeptabel“. Er habe von den Vorgängen „selbstverständlich nichts gewusst“, auch der Gesundheitsminister sei von dem mittlerweile zurückgetretenen Spitzenbeamten nicht informiert worden. Kurz macht seinem Unmut im #brennpunkt-Gespräch Luft: „Ich ärgere mich, dass ich es nicht beschreiben kann, dass da ein Beamter etwas anderes vereinbart.“ Das interne Problem ist mit dem Rücktritt des Spitzenbeamten erledigt, auf europäischer Ebene soll noch diese Woche eine Lösung gefunden werden, um an mehr Impfstoff zu kommen.
Corona und die EU - das ist keine Erfolgsgeschichte
Der geschäftsführende Chefredakteur der „Krone“, Klaus Herrmann, setzte in der Sendung die Aussagen des Kanzlers in den Kontext: „Corona und die EU - das ist keine Erfolgsgeschichte.“ Schon in der Vergangenheit habe es keine gemeinsame Vorgangsweise gegeben, die Solidarität war enden wollend und „schon der erste Impftag hat nicht funktioniert“. Aber nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch national ist es aktuell schwierig: „Es ist Sand im Getriebe zwischen Türkis und Grün.“
Trotz Impf-Stopp Vertrauen in AstraZeneca
An AstraZeneca will man trotz des Impf-Stopps in mehreren europäischen Ländern festhalten: „Wir halten uns an die Empfehlung der Experten.“ Man muss zwar die Berichte über gefährliche Nebenwirkungen „ernst nehmen“, aber die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) „sagt ja nicht aus Jux und Tollerei, dass sie großes Vertrauen in AstraZeneca hat“.
„Natürlich lasse ich mich mit AstraZeneca impfen“
Der Bundeskanzler hat bereits angekündigt, sich mit AstraZeneca impfen lassen zu wollen, und auch Herrmann würde sich „natürlich“ mit dem Vakzin impfen lassen. Auch aus seinem Freundeskreis hört er: „Wir sind bereit“, sollte Impfstoff liegen bleiben. Die allgemeine Verunsicherung sei für ihn allerdings nachvollziehbar. Die Mehrheit der „Krone“-Leser hatte sich bei der „Frage des Tages“ klar gegen eine Impfung mit dem Impfstoff ausgesprochen.
Die Frage, ob der „Grüne Pass“ eine Impfpflicht durch die Hintertür sei, verneint Kurz. Für die Monate bis zur „völligen Normalität“ im Sommer sei der „Grüne Pass“ lediglich eine Idee, um die Gastronomie, die Hotellerie oder die Fitnesscenter wieder öffnen zu können. Herrmann dämpft allerdings die Erwartungshaltung: Bei der Schnelligkeit der EU könnte die Umsetzung eines „Grünen Passes“ noch etwas dauern.
Der Grüne Pass ist keine Impfpflicht durch die Hintertür.
Sebastian Kurz
Kurz bleibt bei Schanigarten-Öffnung
Trotz der steigenden Neuinfektionszahlen sei die Situation „genau erwartbar“. Die Zahlen würden zwar kontinuierlich steigen, sie seien aber nicht explodiert. Wenn es sich weiterhin so entwickle wie bisher, sollen „so viele Öffnungsschritte wie möglich“ erfolgen. Das sei laut Herrmann auch bitter notwendig, denn die Bevölkerung habe den letzten Lockdown schon nicht mitgetragen. Die fragmentierte und aufgeheizte Corona-Stimmung habe auch schon Familien auseinandergebracht und Freundschaften zu Bruch gehen lassen.
Ich würde nicht auf die volle Legislaturperiode setzen.
Klaus Herrmann
Von einer Regierungskrise möchte Kurz nichts wissen. Die Zusammenarbeit laufe „in Summe“ gut, obwohl die Krise natürlich eine Belastung sei, aber: „Nicht jedes Sachproblem ist ein Koalitionsstreit.“ Klaus Herrmann sieht die Stimmung innerhalb von Türkis-Grün differenzierter: Auch wenn er derzeit keine Neuwahlen heranrollen sieht, würde er „nicht auf die volle Legislaturperiode setzen“.
Kurz bleibt in der Politik
Zum Schluss wird es noch persönlich: Angesprochen auf seine Aussage im Jahr 2013, dass er sich in zehn Jahren vielmehr in der Privatwirtschaft als in der Politik sieht, muss der Kanzler korrigieren. „Damals habe ich mir mein Leben anders vorgestellt. Ich hätte mir niemals gedacht, dass ich Spitzenpolitiker werde.“ Ein Wechsel in die Privatwirtschaft steht also nicht an: „Ich bin für diese Legislaturperiode gewählt worden und das werde ich auch weiterhin so fortsetzen.“
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