Anfang Februar hat Südafrika die Impfungen mit dem Corona-Vakzin des Herstellers AstraZeneca ausgesetzt. Grund dafür war die Sorge, dass dieses nur eine geringe Wirksamkeit gegen die dort stark verbreitete Virusmutation mit sich bringt. In einer groß angelegten Studie haben Wissenschaftler nun die geringere Schutzrate auch in Zahlen gegossen - so beträgt diese gegen milde bis moderate Erkrankungen offenbar nur 10,4 Prozent.
Impfreaktionen, Sorge vor Thrombosen: Der Imageschaden des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca ist enorm. Dabei ist sogar fast schon in Vergessenheit geraten, dass der Wirkstoff nur sehr bedingt gegen die südafrikanische Variante (B.1.351) des Coronavirus wirkt - insbesondere brisant, da diese auch im Westen Österreichs recht stark verbreitet ist.
„Keine schützende Wirkung“
„Ein Zwei-Dosis-Regime des Impfstoffs zeigte keine schützende Wirkung gegen milde bis moderate Covid-19-Erkrankungen durch die B.1.351-Variante“, schrieben Shabir Madhi (Universität Johannesburg) und die südafrikanischen Co-Autoren der Studie im angesehensten medizinischen Fachmagazin der Welt, dem „New England Journal of Medicine“.
Problematische Erkenntnis
Bisher war in der öffentlichen Diskussion zumeist von einem nur teilweisen Schutz vor B.1.351 durch diesen Impfstoff die Rede. Die Realität bei dem Vakzin, auf dem ein wesentlicher Teil der Impfstrategien von Österreich und vielen anderen Ländern aufbaut, scheint aber problematischer zu sein.
Die Wissenschaftler hatten zwischen 24. Juni und 9. November vergangenen Jahres im Rahmen einer groß angelegten Studie Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren auf die Wirksamkeit des Impfstoffs untersucht. 1010 der Personen erhielten zumindest eine Dosis Placebo, 1011 Teilnehmer bekamen zumindest eine Dosis des Impfstoffes.
Südafrikanische Form bald dominierend?
Die Ergebnisse sind ziemlich problematisch, wenn man in Betracht zieht, dass die südafrikanische Variante des Covid-19-Erregers in Zukunft im ungünstigen Fall weltweit größere Verbreitung finden könnte. „In der primären Analyse entwickelten 23 von 717 der Personen, die das Placebo erhalten hatten, eine milde bis moderate Covid-19-Erkrankung (3,2 Prozent), ebenso 19 von 750 Vakzin-Empfängern (2,5 Prozent). Das entsprach einer Effektivität von 21,9 Prozent“, heißt es in der Studie.
Allerdings, von den 42 Studienteilnehmern, die Covid-19 entwickelten, erkrankten 39 oder 92,9 Prozent durch die südafrikanische B.1.351-Virus-Variante. „Die Vakzin-Effektivität gegen diese Variante betrug 10,4 Prozent“, stellten die Wissenschaftler fest.
Mutation B.1.351 „bereitet größte Sorgen“
Neben der erstmals in Brasilien nachgewiesenen Mutation N501Y bereitet die südafrikanische Variante den Forschern derzeit die „größten Sorgen“. Grund dafür ist neben der höheren Infektiosität eben auch die Wirkung der bislang entwickelten Impfungen.
Die große offene Frage ist nun, wie sich eine Impfung mit AstraZeneca auf schwere Verlaufsformen nach einer Infektion mit B.1.351 auswirkt. Auch wenn hier ein endgültiger Beleg noch ausständig ist, scheinen diese aber deutlich milder auszufallen und kein Patient musste hospitalisiert oder gar beatmet werden.
Andere Impfstoffe zeigten bessere Wirksamkeit
Ganz schutzlos ist die Menschheit aber nicht gegen die Mutation. So hat etwa Biontech/Pfizer nach eigenen Angaben auch hier eine gute Wirksamkeit gezeigt - die Forscher erklärten dabei, dass die Neutralisierung bei drei Mutationen der südafrikanischen Variante nur „geringfügig niedriger“ ausfallen würde. Ähnlich verhält es sich mit dem Vakzin des US-Herstellers Moderna - das würden zwei sogenannte Neutralisationsstudien des nationalen US-Gesundheitsinstituts in Washington und der Universität von Texas belegen, so das Unternehmen.
Quelle: Agenturen
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