Laptopnacken, Handydaumen und Mausarm treten seit Beginn der Pandemie vermehrt auf, warnt eine Orthopädin. Rechtzeitig gegensteuern!
Vom Pyjama in die Jogginghose schlüpfen und schon kann es mit dem Arbeiten losgehen - das Homeoffice hat nicht nur eine modische Flaute mit sich gebracht, sondern vielen auch orthopädische Probleme beschert, bestätigt Orthopädin Dr. Ulrike Mühlhofer aus Wien. Typisch ist etwa der sogenannte Laptopnacken. „Er äußert sich durch Kribbeln sowie Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich“, erklärt die Fachärztin. „Die Ursache dafür ist eine überstreckte Haltung der Halswirbelsäule, die sich viele bereits zu Schultagen in leichter Form angewöhnt haben. Dazu kommt jetzt der Firmenlaptop, der in puncto Höhe viel zu niedrig ist. Dies kann noch mit einem Laptopständer korrigiert werden. Nicht aber der zu klein dimensionierte Bildschirm. Um besser sehen zu können, wird der Kopf wie bei einer Schildkröte extrem nach vorne gestreckt - die Folge ist der Laptopnacken.“
Um die Muskulatur zu lockern, sind kurze, aktive Pausen sinnvoll: Aufstehen, etwas zu trinken holen oder Dehnübungen machen: Arme nach oben strecken und hinunterbeugen löst die Verspannungen. Oder den Blick bewusst nach oben richten, um eine Ausgleichsbewegung herbei zu führen. Den Nacken zur Seite legen und mit der Hand den Kopf sanft Richtung Schulter bewegen. Nun die Schultern nach oben und dann nach unten hinten ziehen. Dadurch kommt es zu einer Lockerung im Schultergürtel und Nackenbereich. Auch Sport, Massagen und Entspannungsbäder lindern leichte Schmerzen.
Wenn Handgelenk oder Ellbogen weh tun
„Erste Symptome des Mausarms sind Kribbeln und Beschwerden im Handgelenk. Mitunter kommt es auch noch zu ziehenden, stechenden Schmerzen an der Außenseite des Ellbogens“, berichtet Dr. Mühlhofer. Ursache dafür ist eine Entzündung der Sehnenplatten im Ellenbogengelenk, welches bei der Bedienung der Computermaus verdreht wird: „Das auf dem Tisch liegende Handgelenk wird beim Bedienen der Maus ständig nach oben gekippt, Zeige- und Mittelfinger hinaufgezogen. So kommt es zur Überspannung der Sehne, die zum Ellbogen führt“, ergänzt die Orthopädin.
Da die Behandlung langwierig ist, rät sie, so gut wie möglich Beschwerden vorzubeugen, z. B. mit einer ergonomisch geformten Maus für seitliches Klicken und folgenden Übungen: Eine Faust bilden, bei der der Daumen außen über den anderen Fingern liegt - 10 Sekunden lang halten, dann die Finger ausstrecken und weitere 10 Sekunden in dieser Position bleiben. 5 Mal wiederholen. Oder abwechselnd eine flache Hand bilden und Finger spreizen, mit dem Daumen jeden einzelnen Finger berühren. Finger spreizen und eine „Kralle“ formen sowie einen „Like“-Daumen machen und damit Kreise ziehen. Auch das Smartphone haben wir öfter als früher in der Hand, weil uns Kollegen über Instagram, WhatsApp und andere Dienste Nachrichten senden, die wir umgehend beantworten sollen. Der Daumen ist im Dauereinsatz. Die damit verbundene unnatürliche Dreh- und Spreizbewegung kann zu Schmerzen am Daumenansatz und im Handgelenk führen. Dieses Krankheitsbild heißt Handydaumen. Auch die immer größer werdenden Handys spielen eine Rolle.
„Merkel-Raute“ entspannt die Finger
Idealerweise beidseitig tippen oder - noch besser - das Smartphone häufig zur Seiten legen, die Finger spreizen und eine „Merkel-Raute“ formen (entspannt). Bei leichten Schmerzen hilft eine Bandage. „Bessern sich all diese Beschwerden nicht durch Dehnungs- und Lockerungsübungen sowie bestehen sie vor allem nach Beendigung der Tätigkeit bzw. am nächsten Tag weiter, ist ein Arztbesuch angesagt“, rät Dr. Mühlhofer.
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