Nur eine Minderheit der Österreicher hält Gütezeichen für ein wirksames Mittel gegen die Abholzung der Regenwälder. Eine Greenpeace-Umfrage zeigt auf, dass lediglich fünf Prozent der Österreicher Zertifizierungen wie RSPO und FSC als besten Weg sehen, um den Verkauf von Produkten aus Regenwaldzerstörung in der EU zu verhindern. Umweltministerin Leonore Gewessler will als Reaktion die Gütesiegel-Empfehlungen für Waldschutz durch ihr Ressort überprüfen lassen.
Laut der repräsentativen Umfrage war für 77 Prozent der Befragten ein Gesetz auf EU-Ebene die beste Lösung für den Schutz globaler Wälder, teilte Greenpeace in einer Aussendung mit. Die Umweltschutzorganisation forderte von der österreichischen Bundesregierung, „dem Wunsch der Bevölkerung zu folgen und sich für ein starkes EU-Gesetz für globalen Waldschutz einzusetzen“.
Gütezeichen werden als umweltschädlich kritisiert
Ebenso müsse die Regierung Gütezeichen-Empfehlungen auf der vom Umweltministerium geführten Website www.bewusstkaufen.at, im Nationalen Beschaffungsplan und beim österreichischen Umweltzeichen überarbeiten. Die Regierung dürfe „nicht mehr länger umweltschädliche Gütesiegel von offizieller Seite empfehlen oder sogar als Nachweis im Umweltzeichen akzeptieren“, so Greenpeace.
Laut Umfrage will eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent nicht, dass in Geschäften Produkte aus Regenwaldzerstörung verkauft werden. „Der Schutz der globalen Wälder ist den Österreicherinnen und Österreichern ein enormes Anliegen. Doch bisher hat die Politik versagt: Alle sechs Sekunden geht noch immer Tropenwald in der Größe eines Fußballfeldes verloren“, kritisierte Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace in Österreich.
Laut Greenpeace sind Gütesiegel nicht nur wirkungslos gegen Rodungen von Regenwald, sie können sogar zur Waldzerstörung beitragen. So sei das Palmöl-Gütesiegel RSPO untätig geblieben, als ein zertifiziertes Unternehmen in Indonesien Wald gerodet habe - offenbar ohne zu bewerten, ob dies schützenswerte Gebiete seien. Satellitenbilder würden beweisen, dass systematisch Brände gelegt wurden, so Greenpeace-Sprecherin Julia Karzel gegenüber krone.at. Sie kritisierte insbesondere die intransparenten Kriterien derartiger Gütezeichen.
Gewessler kündigt Überprüfung an
Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) kündigte als Reaktion auf die Kritik eine Überprüfung der Gütesiegel-Empfehlungen für Waldschutz durch ihr Ministerium an. Auch die Kriterien für das Umweltzeichen sollen überprüft werden. Gewessler betonte in einer Aussendung, dass Gütesiegel über „klare, strenge und transparente Kriterien verfügen“ müssten, um Vertrauen in der Bevölkerung zu schaffen. Sie kündigte auch an, sich auf EU-Ebene für ein strengeres Waldschutzgesetz einzusetzen. Greenpeace begrüßte den Schritt.
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