Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat am Donnerstag die aktuellen Daten zur Kriminalitätsentwicklung des Vorjahres präsentiert. Das Jahr 2020 habe zu einer klaren Verlagerung der Kriminalfälle geführt. Die Aufklärungsquote blieb dabei trotz Corona-Krise auf hohem Niveau. Dass die Gewalt weiter gestiegen ist, dürfte laut Angaben des Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, auch mit einer Gesetzesänderung erklärt werden können - diese betraf vor allem den häuslichen Bereich.
„Die Polizistinnen und Polizisten waren im Jahr 2020 mit vollkommen neuen Herausforderungen konfrontiert“, sprach Nehammer im Rahmen einer Pressekonferenz vor allem auch die Ahndung der Coronavirus-Maßnahmen an. Der Erreger dominiere auch die Aufgaben der Exekutive, etwa auch durch die Kontrollen nicht nur an den Außengrenzen, sondern auch innerhalb des Landes.
Kriminalität verlagert sich ins Internet
Die angezeigten Straftaten sanken im Pandemie-Jahr um 11,3 Prozent, so Nehammer. Die klassische Kriminalität - wie etwa der Einbruchsdiebstahl - habe sich dabei deutlich verlagert und sei auf einen historischen Tiefstand gesunken. So gab es im vergangenen April etwa fast ein Drittel weniger Kriminalität als im Vergleich zum Vorjahr. Dafür haben sich die Delikte mehr in Richtung Online-Betrug verlagert, erklärt der Innenminister. Die Cyberkriminalität sei mit einem Plus von über einem Viertel auf fast 36.000 Anzeigen „förmlich explodiert“.
Die Aufklärungsquote sei auch im Jahr der Pandemie auf über 54 Prozent angewachsen - die Polizisten hätten dabei bewiesen, dass sie ihre Aufgabe „ernst und gewissenhaft erfüllt“ hätten, so Nehammer.
Kriminalität seit zehn Jahren rückläufig
Seit mittlerweile zehn Jahren würde die Kriminalität erheblich sinken, erklärte Franz Ruf, der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit. Dies würde auch die Bevölkerung gutheißen, wie letzte Umfragen zeigen würden, so Ruf. Er lobte in diesem Zusammenhang die Ermittlungsgruppen im Bundeskriminalamt, die sich in den betroffenen Bereichen spezialisiert hätten und dadurch zahlreiche Ermittlungserfolge feiern konnten. „Wir sind gut aufgestellt in der Kriminalitätsbekämpfung, aber müssen uns weiterentwickeln“, stellte er fest.
„Hendldieb Opfer der Digitalisierung“
„Cybercrime war vor zehn Jahren noch ein Orchideen-Thema - nun ist es zu einem Hauptthema geworden“, erklärte Ruf, dass es nur mehr wenige Bereiche in der Kriminalität gebe, in denen IT keine Rolle spielt. Fast 36.000 Fälle gab es zum Online-Bestellbetrug, aber auch beim Online-Kindesmissbrauch kam es zu einem starken Anstieg. Der Bereich Kindesmissbrauch sei damit auf einem Zehnjahreshoch (er ist nun etwa zwölfmal so hoch), weshalb man nun noch intensiver mit NGOs zusammenarbeiten möchte.
Wenig überraschend ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vorjahr deutlich gesunken. Gestiegen ist in diesem Bereich nur die Zahl der Einbrüche in Kellerabteile, um knappe zehn Prozent. „Der klassische Hendldieb fällt dabei der Digitalisierung zum Opfer“, erklärte Bundeskriminalamts-Direktor Andreas Holzer.
Deutlich weniger Gewaltdelikte
Die Gewaltkriminalität (Tötungen, Verletzungen etc.) in Österreich ist um insgesamt 8,2 Prozent zurückgegangen - hierbei gab es nur 43 Taten mit insgesamt 54 Opfern. Dabei weist die Statistik aber die Opfer des Terroranschlages in Wien noch nicht aus, da hier die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Erfreulich sei, dass hier die Aufklärungsquote mit rund 85 Prozent sehr hoch ist.
Die Gewalt hat sich dabei vor allem in die eigenen vier Wände verlagert - im häuslichen Bereich kam es zu einem Plus von 13 Prozent. Dies ist aber zu einem großen Teil auf neue Delikte zurückzuführen, die im vergangenen April eingeführt worden sind - Holzer begründet dies mit den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Mit einem Budget von 4,7 Millionen Euro für Gewaltschutzzentren soll hier gegengesteuert werden.
„Wollen bei Gewalt gegen Frauen gezielt unterstützen“
Nehammer betonte in dem Zusammenhang, dass insbesondere bei Gewalt gegen Frauen eine sichere Unterkunft für Frauen und ihre Kinder zur Verfügung stünden - der wichtigste Notruf hierfür wäre „133“. Auf den jeweiligen Polizeistationen seien die Mitarbeiter für das Thema sensibilisiert, um nachhaltig helfen und damit Gewalttaten verhindern zu können.
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