Markus Zeitlinger, Pharmakologe an der MedUni Wien, hat sich am Donnerstag für eine gesamteuropäische Lösung in Sachen AstraZeneca durch die EMA und gegen Einzellösungen der Länder ausgesprochen. Selbst wenn es die befürchteten Nebenwirkungen geben sollte, sei die Kosten-Nutzen-Rechnung positiv. Allerdings müsste man entsprechend aufklären: „Man muss sehr aufpassen, dass man hier das gesamte Bild sieht.“
Die nun aufgetretenen Fälle stammen aus Deutschland und man habe nicht alle Einzelheiten hierzulande. Zudem seien in Großbritannien dreimal so viele Menschen mit AstraZeneca geimpft worden, ohne dass dabei Thrombosen von Hirnvenen aufgetreten wären. „Man muss sehr aufpassen, dass man hier das gesamte Bild sieht“, so der Experte. Aus heutiger Sicht ließe sich nicht ausschließen, dass es ein „Signal“ für Nebenwirkungen gibt - dieses sei aber noch nicht bestätigt.
Man müsse die Menschen, die sich impfen lassen, darüber informieren, so wie man das bei allen Nebenwirkungen und bei allen Medikamenten macht, so Zeitlinger. Und dann könne jeder Einzelne entscheiden, ob er sich trotz des Risikos impfen lässt, wobei diese Nebenwirkung, falls es sie gibt, extrem selten ist - weniger als 1:100.000.
„Katastrophe für Europa“
Ein Absetzen der Verabreichung würde das gesamte Impfprogramm kippen. „Das wäre für ganz Europa eine Katastrophe.“ Dass es sinnvoll ist, zu impfen, selbst wenn es Nebenwirkungen gäbe, daran gebe es keinen Zweifel. „Wir verhindern damit 70, 80, 90 Prozent der schweren Infektionen“, so Zeitlinger.
Man müsse abwarten, was die EMA entscheiden werde (siehe Video oben). Es könne sein, dass die Fachinformation in die Impfung mit AstraZeneca, eventuell auch in alle anderen, aufgenommen werde. Angesichts des hohen Kosten-Nutzens werde aber wohl weiter geimpft werden. Zeitlinger geht auch davon aus, dass jene, die bereits eine erste AstraZeneca-Impfung bekommen haben, auch die zweite Teilimpfung mit diesem Serum erhalten werden.
Quelle: APA
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