Verrußte Mauern, zwischen denen Sträucher wuchern - seit April 2002 (!) bildet ein ehemaliger Gasthof in der idyllischen Gemeinde Stummerberg den Schandfleck des Zillertals. Der Kauf durch einen Bauern und Unternehmer war ein Lichtblick, nun fuhren endlich die Bagger zum Abriss auf.
„Ich fühlte mich wie in einem Hamsterrad, jetzt bin ich erleichtert“, schnauft der Stummerberger Bürgermeister Georg Danzl. „Unvorstellbar viel Zeit“ habe ihn die Brandruine gekostet, denn der ehemalige Gasthof „Wiesenhof“ produzierte Hunderte Aktenseiten. Erst im Vorjahr hatten die Bemühungen der Gemeinde um einen Abrissbescheid beim Verwaltungsgerichtshof endlich Erfolg.
Nicht einmal Gitter zur Absicherung erlaubt
Nicht nur einmal strapazierte die Causa das Nervenkostüm des Dorfchefs: „Weil Kinder die Ruine als Spielplatz entdeckt hatten, wollten wir das Gelände mit Baustahlgittern absichern. Nach Rücksprache mit der Behörde hieß es, dies dürfe nur bei akuter Gefahr in Verzug geschehen. Sonst wäre es eine Besitzstörung.“ Das Risiko direkt neben der Straße blieb bestehen.
Ruine machte den Ex-Besitzer „mürbe“
Der Blick zurück: Nach dem mysteriösen Brand vor 19 Jahren folgten für den Ex-Besitzer endlose Streitigkeiten mit der Versicherung und Gerichtsprozesse. „Es hat mich über die Jahre mürbe gemacht und mich meine Existenz gekostet“, schilderte der Einheimische, der eigentlich Musikant und Busfahrer ist. Irgendwann warf er entnervt das Handtuch, die Ruine und etwa 500.000 Euro Schulden blieben.
Käufer bei Versteigerung
Im Vorjahr stellten sich dann endlich die Weichen für die Zukunft. Wie berichtet, ersteigerte der Unternehmer und Bauer Franz Huber („Hanserbauer“) aus Fügen das Gebäude samt 700-m²-Grundstück für kolportierte 115.000 Euro. Nun begannen die Abrissarbeiten und in wenigen Tagen wird der „Wiesenhof“ endgültig verschwunden sein.
Kein Gasthaus mehr
Bürgermeister Danzl hat noch keine Informationen, was auf diesem Aussichtsplatz geplant ist. „Für unsere Gemeinde wäre ein neues Hotel oder ein Gasthof natürlich wünschenswert, das wird aber eher nicht der Fall sein.“ Der neue Besitzer sprach im vergangenen Oktober gegenüber der „Krone“ von Eigenbedarf bzw. der Errichtung von Wohnungen. Auf eine Präzisierung der Pläne wollte er sich aktuell nicht einlassen.
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