Nach den Streitereien auf EU- sowie auf Koalitionsebene begab sich Bundeskanzler Sebastian Kurz am Donnerstagabend auf sicheres Terrain. In der Berliner Zentrale des ihm wohlgesonnenen Axel Springer Verlags hielt er eine Laudatio auf die Biontech-Gründer. Zuvor ging es bei den politischen Terminen vor allem um den europaweiten Impfpass sowie den Abbau der Grenzkontrollen.
Es gab eine Zeit, da hofierte man sich gegenseitig, schaute voneinander ab und suchte die Nähe des anderen, um gewisse Signale auszusenden. Doch mittlerweile ist das Verhältnis zwischen Deutschland und Österreich abgekühlt, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisiert die heimische Corona-Politik, Innenminister Horst Seehofer zeigte sich „traurig“ über Österreichs Haltung in der Migrationsfrage. Derzeit zürnt Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) über die deutschen Grenzkontrollen.
Beim Treffen am Donnerstag gaben sich Seehofer und Kurz ausgesprochen versöhnlich. Deutschland sei nicht nur unser wichtigster Handels-, sondern auch unser wichtigster Tourismuspartner, betonte der Bundeskanzler. Das Ziel sei, die Grenzkontrollen so rasch wie möglich abzubauen - man geht von längstens zwei Wochen aus. Einmal mehr legte sich der ÖVP-Chef auch für den grünen Impfpass, der ein freies Reisen für Geimpfte, Genesene und Getestete bringen soll, ins Zeug. Derzeit gebe es so viele unterschiedliche Regeln, etwa bei den Quarantänevorschriften, dass man den Überblick verliere, so Sebastian Kurz.
In Deutschland wird gemutmaßt, dass Gesundheitsminister Jens Spahn über die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, den Impfstoff AstraZeneca weiter zu empfehlen, erfreut sei. Spahn soll mit dem Beschluss, die Verwendung des Vakzins auszusetzen, nicht glücklich sein, doch er habe nicht anders handeln können, weil das renommierte Paul-Ehrlich-Institut empfohlen habe, derzeit nicht weiter mit AstraZeneca zu impfen, heißt es.
Am Abend schließlich war Sebastian Kurz bei seinem Berliner Wohlfühl-Termin angekommen, der Laudatio für die Biontech-Gründer Özlem Türeci und Uğur Şahin im Axel Springer Verlag. Gern gibt der Kanzler den Tageszeitungen „Bild“ und „Welt“ der Springer-Gruppe Interviews.
Wer nicht dabei war: Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel hatte „aus terminlichen Gründen“ keine Zeit, Kurz zu treffen, es gebe aber einen intensiven Kontakt. Bei der Ehrung abwesend war „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt. Gegen ihn bestehen Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der sexuellen Belästigung.
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