In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland spitzt sich die Situation auf den Intensivstationen zu - in diesen drei Bundesländern sei man fast bei der Auslastungsgrenze angelangt, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag zur aktuellen Corona-Lage im Land. Es zeige sich ein Bild ähnlich jenem im Herbst - wo eine Triage gerade noch verhindert werden konnte. Zwar sei die große Hoffnung weiterhin die Impfung, die man durch höhere - teilweise vierfache - Liefermengen nach Ostern intensivieren werde, es fänden in den nächsten Tagen aber auch intensive Beratungen statt, wo und wie man bis dahin gegensteuern kann.
Durch das Überhandnehmen der britischen Mutation - „in Österreich sind wir damit durch“, so Anschober - steigt auch die Zahl jener, die in Spitälern behandelt werden müssen. Diese Variante des Coronavirus sei nicht nur ansteckender, sondern führe auch zu schwereren Verläufen. Patienten müssen früher - oft bereits in der ersten Woche - auf Intensivstationen verlegt werden. Auch dass immer jüngere Patienten intensivmedizinisch betreut werden müssen, sei „ein Faktum“: „Wir haben eine deutliche Veränderung der Altersstruktur“, so Anschober, der am Vortag von einem Mediziner aus Wien gehört habe, dass auf seiner Intensivstation „eine 17-Jährige, eine 24-Jährige und eine 27-Jährige“ lägen.
Besonders betroffen von der immer kritischeren Situation auf den Intensivstationen ist der Osten Österreichs, wo die britische Mutation besonders grassiert. Im Burgenland etwa macht diese SARS-CoV-2-Variante schon fast 100 Prozent aller Infektionen aus.
Rendi-Wagner: „Kritischer Punkt in zwei, drei Wochen erreicht“
Auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner warnte am Freitag vor dem Intensiv-Kollaps. „In zwei, drei Wochen“ sei der kritische Punkt erreicht, sagte sie im Ö1-„Morgenjournal“. Bereits jetzt zeige sich, dass die Patienten immer jünger seien und früher auf die Intensivstationen kämen. „Gleichzeitig weiß man: Je länger mit Gegenmaßnahmen zugewartet wird, desto höher steigen die Zahlen, desto schwerer und langwieriger wird die Bremsung und umso härter sind die Maßnahmen, die man dafür benötigt.“
„Nicht zwei Zentimeter vor der Wand gegensteuern“
Sie schlägt abgesehen vom Reduzieren der sozialen Kontakte verstärktes Contact Tracing sowie Homeoffice vor - „bis hin natürlich zu der Maßnahmen-Rücknahme der verfrühten Lockerungen Anfang Februar. Wir können nicht zuschauen, wie die österreichischen Intensivstationen kollabieren und die Gesundheitsversorgung an den Rand des Machbaren kommt.“ Man müsse rechtzeitig gegensteuern - „und nicht zwei Zentimeter vor der Wand“.
Wien verschiebt bereits nicht dringende Operationen
Wien setzt nach den stetig steigenden Infektionszahlen bereits erste Schritte: In den städtischen Krankenhäusern wurde nun begonnen, nicht dringende und planbare Operationen an Ordens- oder Privatspitäler auszulagern. Wo dies nicht möglich ist, werden Termine verschoben - „noch nicht in großem Stil, aber die stärkere Dynamik im Infektionsgeschehen zwingt uns jetzt dazu, Maßnahmen zu ergreifen“, erläuterte Markus Pederiva vom Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV).
Wien prescht vor: Nur mit negativem Test ins Spital
Auch die Besuchsregelung in den Spitälern der Bundeshauptstadt wird verschärft, um sicherzugehen, dass das Virus nicht in die Einrichtungen eingeschleppt wird. Die Patienten dürfen zwar weiterhin zweimal zwei Besucher pro Woche gegen terminliche Voranmeldung empfangen. Die Besucher müssen aber beim Betreten der Krankenhäuser ab sofort ein negatives Testergebnis auf SARS-CoV-2 vorlegen, wobei PCR-Tests maximal 72 und Antigen-Tests höchstens 48 Stunden alt sein dürfen. In Pflegeheimen ist dies schon länger vorgesehen.
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