Corona-Zahlen steigen
Experte: „Wir müssen zurück in den Lockdown“
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich dafür ausgesprochen, die Corona-Maßnahmen in Deutschland schnell wieder zu verschärfen. „Man kann es drehen und wenden wie man will, wir müssen zurück in den Lockdown“, betonte er am Freitag. Es mache keinen Sinn zu warten. Je früher man reagiere, desto kürzer müsse der Lockdown sein, um wieder auf eine beherrschbare Fallzahl zu kommen. Lauterbach sprach vom Beginn einer „fulminanten dritten Welle“.
Aufgrund der aktuellen Zahlen und durch die stattfindende Verdrängung der alten Virusvariante durch die neuen Varianten werde Deutschland bereits Mitte April wieder mehr als 200 Fälle pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen haben. Wenn die Fallzahlen nicht abgebremst würden, sei laut Lauterbach eine Überlastung der Intensivstationen in wenigen Wochen zu erwarten. Lauterbach verlangt zudem, alle Reisenden müssten bei der Rückkehr getestet werden.
Lauterbach: „Würde AstraZeneca jederzeit nehmen“
Der Experte begrüßte in einer gemeinsamen Pressekonfernez mit Deutschlands Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zugleich die geplante Fortsetzung der Impfung mit AstraZeneca. Es handle sich dabei um einen sehr wirksamen Impfstoff, der bei den älteren Menschen die Krankenhauseinweisungen und den Tod sehr sicher verhindern könne. „Daher ist der Impfstoff sicher und der Nutzen ist gewährleistet.“ Er würde diesen Impfstoff jederzeit nehmen, sagte Lauterbach.
7-Tages-Inzidenz derzeit bei 95,6
Der Anstieg der Corona-Infektionszahlen in Deutschland verläuft nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder „ganz deutlich exponentiell“. „Das Infektionsgeschehen gewinnt an Dynamik“, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Freitag. Eine Zunahme von 5,6 binnen einem Tag bei der Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner habe es schon länger nicht gegeben. Diese lag laut RKI am Freitag bundesweit bei 95,6, am Vortag noch bei 90. Neuinfektionen kamen 17.482 hinzu.
Angesichts der raschen Ausbreitung der ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 stünden „leider wieder schwere Wochen bevor“, sagte Schaade. Eine Verschlimmerung der Lage um Ostern, vergleichbar mit der Zeit vor Weihnachten, sei gut möglich.
Spahn: „Dritte Welle der Pandemie durch Impfungen nicht zu stoppen“
Spahn stimmte unterdessen die Bevölkerung darauf ein, dass die dritte Corona-Welle nicht durch Impfungen gestoppt werden kann. „Wir befinden uns in der dritten Welle der Pandemie, die Zahlen steigen, der Anteil der Mutationen ist groß“, sagte Spahn am Freitag. Und fügte hinzu: „Es gibt in Europa noch nicht genügend Impfstoff, um die dritte Welle allein durch Impfen zu stoppen. Selbst wenn die Lieferungen aus EU-Bestellungen nun zuverlässig kommen, wird es noch einige Wochen dauern, bis die Risikogruppen vollständig geimpft sind“, machte der CDU-Politiker deutlich. „Erst dann können wir auch über breitere Öffnungen der Gesellschaft reden. Wir werden also noch einen langen Atem brauchen.“
Die steigenden Infektionszahlen könnten bedeuten, dass es vielleicht keine weiteren Öffnungsschritte geben könne - sondern „sogar Schritte rückwärts“ nötig würden. Am Montag wollen die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die weiteren Schritte bei den Beschränkungen beraten.
Quelle: APA/dpa
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