Trotz Corona-Krise

Betriebe schlagen Alarm: 10.000 Lehrlinge fehlen

Wirtschaft
20.03.2021 06:00

Obwohl die Lage auf dem Arbeitsmarkt momentan schwierig ist, bieten Unternehmen Tausende Lehrstelle an - doch es finden sich viel zu wenige Bewerber. Auch die Erleichterungen an den Schulen stößt bei den Lehrbetrieben auf Kritik.

Auf dem heimischen Lehrstellenmarkt ist die Situation dramatisch. Doch nicht weil, wie viele glauben, die Betriebe in der Krise weniger ausbilden, sondern im Gegenteil: weil die Bewerber fehlen. So kommen etwa in Oberösterreich auf 5115 ausgeschriebene Lehrplätze gerade einmal 1667 Interessenten. In Salzburg gibt es sogar fast sechsmal mehr Ausbildungsplätze als Bewerber.

Lehrstellen nur in Wien rar
Eine Lehrstellenlücke findet sich lediglich in Wien, da in der Bundeshauptstadt eher Konzernzentralen sitzen, in denen seltener ausgebildet wird. In Summe stehen österreichweit 20.478 offenen Lehrstellen 10.452 Bewerber gegenüber (siehe Grafik unten). Heißt: Im Herbst drohen 10.000 Lehrlinge zu fehlen.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Für die Misere gibt es viele Gründe. Renate Scheichelbauer-Schuster, Sprecherin des Gewerbe und Handwerks, der größten Ausbildner-Branche: „Junge Menschen haben das Gefühl, sie kriegen wegen Corona eh keine Einstiegs-Chance. Das ist aber nicht so. Deshalb mein Appell: Bitte bewerbt euch, wir brauchen euch!“

Erleichterungen an Schulen erschweren Situation
Schon per Ende Februar lag die Zahl der Lehranfänger in den Betrieben um 8,4 Prozent unter dem Vorjahr. Ein Problem für Unternehmen ist, dass Schüler, wie letzte Woche vom Bildungsministerium beschlossen, auch heuer mit einem Fünfer im Zeugnis aufsteigen dürfen. Werner Steinecker, Präsident der Initiative zukunft.lehre.österreich.: „Schulabbrecher, etwa aus der HTL oder AHS, stellen gewöhnlich ungefähr ein Drittel der Lehrlingsbewerber dar. Dieses Drittel fehlt jetzt.“

Die Erleichterungen in den Schulen stoßen bei den Lehrbetrieben nicht unbedingt auf Gegenliebe. (Bild: stock.adobe.com)
Die Erleichterungen in den Schulen stoßen bei den Lehrbetrieben nicht unbedingt auf Gegenliebe.


Ein weiteres Hemmnis: „Vor einem Jahr hat Corona die Berufsorientierung zum Erliegen gebracht“, sagt Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer. „Heuer können wir durch Testen in den Betrieben und Präventionskonzepte sagen: Schnuppern ist sicher, kommt in die Betriebe, und schaut euch euren Traumjob aus der Nähe an.“ Die Kammer arbeitet aber auch daran, dass Jugendliche mittels Virtual-Reality-Brille Firmen von zu Hause aus besichtigen können.

Steinecker fordert von der Regierung, auf das Lehrstellen-Überangebot hinzuweisen und das Image der Lehre aufzuwerten. Mehr Lehrlinge gibt es zurzeit nur in der überbetrieblichen Ausbildung (ÜB). Betriebe, die Jugendliche bis Ende März aus der ÜB in die eigene Lehre übernehmen, erhalten noch den staatlichen Lehrlingsbonus von bis zu 3000 Euro.

Kronen Zeitung

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